Ostern kennen wir, von Kindesbeinen an. Ostern geht so: Raus in den Garten. Und die Augen auf-gemacht! Guckt da nicht was Buntes unter der Tanne hervor? Da in der Astgabel, was ist das? Und was leuchtet dort zwischen den Krokussen? Ist das …? Ja, hurra, ein Osterei!
Ostern kennen wir, seit 2000 Jahren. Ostern damals ging so: Zwei, drei Frauen machen sich früh auf. Sie gehen zu den Felsengräbern. Und dann reißen sie die Augen auf! Wo ist der Stein, der gestern noch vorm Grab lag? Was sind das für Tücher dort in der Ecke? Und wo gestern noch Jesus lag – ist das daneben ein Mensch? Ein Engel?
Ostern kennen wir. Ostern ist suchen. Und das heißt oft zunächst: vergeblich suchen. Am falschen Ort. „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ So spricht der Engel. Und: „Er ist nicht hier, er ist auferstanden“ (Lukas 24,5f.). Die Ostererzählungen der vier Evangelien sind sich in einem Punkt ganz einig: Zuerst suchen die Frauen vergeblich. Das Grab ist leer. Erst als sie zwischen Hoffen und Bangen die Suche fortsetzen, zeigt sich ihnen der Auferstandene.
Ostern kennen wir – nie so ganz. Ostern lernen wir vielmehr kennen. Immer wieder von Neuem. Nichts suchen wir im März 2024 so sehr wie Frieden. Nach nichts sehnen wir uns mehr. Friedlich wie das Ostereiersuchen soll die Welt sein. Doch in der Tagesschau: nichts als Krisen, Kriege, Kata-strophen. Und so geben wir die Suche auf. Schalten die Nachrichten aus. Kündigen die Zeitung. Ir-gendwann werden sogar Freundschaften aufgekündigt, wenn jemand scheinbar nicht mehr in die ersehnte heile Welt hineinpasst. Doch Ostern ist suchen. Auferstehung, das ist Leben und Frieden. Die kann ich finden, wenn ich mich aufmache. Und selbst Versöhnung anbiete. Den Menschen, die mit mir leben.
Ostern heißt: Der Auferstandene zeigt sich, der Gott des Lebens und des Friedens. Denen, die ihn suchen. Nicht auf Anhieb zeigt er sich. Aber dann, früher oder später. Also: Machen wir uns auf. Zuversichtlich und beharrlich. Und versöhnlich. So beginnt Ostern.
Superintendent Dr. André Heinrich