„Wie geht es dir?“
Wer kennt diese Frage nicht? Und weiß man doch, in den allermeisten Fällen ist es eine Floskel ohne wahres Interesse. Was sage ich? Gut, oder bestenfalls gut so weit? Wie es wirklich ist, will doch fast keiner wissen. Wer will oder kann es in Worte fassen was in einem los ist?
Eines wissen wir, dass in unserer Zeit die seelischen Nöte und Erkrankungen sehr zugenommen haben. Verborgen tragen viele Menschen Lasten. Es betrifft alle, jüngere wie ältere. Die Angst - oder besser die Ängste - betreff en uns nicht nur im persönlichen, sondern auch in Nachrichten oft heftig und unvorbereitet.
Ein kleines Kind zeigt am deutlichsten, wenn es Angst hat und was es braucht. Eine große Kraft liegt in der Erfahrung eines kleinen Kindes, wenn es sichere Bezugspersonen hat, die in Liebe und mit ganzer Person da sind. Weinen und Schreien nach Mama oder Papa und das Klammern zum Beispiel am Bein oder an der ganzen Person, machen deutlich, ich brauche dich— jetzt!
In einer solchen Situation ist die Stelle, wo der kleine hilflose Mensch Halt, Sicherheit und Trost findet nur diese Bezugsperson. Wer in Angst und Not nicht allein ist, sondern immer jemanden anrufen kann, wer geliebt ist, auch wenn Schuld und Versagen als Last bewältigt werden müssen, der hat Halt.
Es wird heute oft davon gesprochen Haltung zu zeigen. Ist damit auch gemeint, gerade denen Halt zu geben, die besonders haltlos sind? Gerade weil die Menschen so schwach sind oder die Not und Angst zu stark, ist Hilfe dringend nötig. Menschen brauchen Halt, um Haltung finden zu können . Diesen Halt kann nur jemand vermitteln, der bis in die Tiefe vertrauenswürdig ist und den anderen liebhat.
Der etwas technische Begriff einer Bezugsperson macht es nur teilweise deutlich, dass es um tiefe Verlässlichkeit und angenommen sein geht. Jesus gibt Urvertrauen, in dem er sagt: „In der Welt habt ihr Angst, aber ich habe die Welt überwunden.“ Jesus Christus ist die Bezugsperson, die vorbehaltlos immer für mich und für dich da ist.
Arnold Weßling, Prädikant