Andacht zum 4. August 2024

„Wie geht es dir?“

Wer kennt diese Frage nicht? Und weiß man doch, in den allermeisten Fällen ist es eine Floskel ohne wahres Interesse. Was sage ich? Gut, oder bestenfalls gut so weit? Wie es wirklich ist, will doch fast keiner wissen. Wer will oder kann es in Worte fassen was in einem los ist?

Eines wissen  wir,  dass  in  unserer  Zeit  die  seelischen  Nöte  und Erkrankungen  sehr  zugenommen  haben.  Verborgen tragen  viele Menschen Lasten. Es betrifft alle, jüngere  wie ältere. Die Angst - oder besser die Ängste - betreff en uns nicht nur im persönlichen, sondern auch in Nachrichten oft heftig und  unvorbereitet.

Ein kleines Kind zeigt am deutlichsten, wenn es Angst hat und was es braucht. Eine große Kraft liegt in der Erfahrung eines kleinen Kindes, wenn es  sichere  Bezugspersonen  hat,  die  in  Liebe  und  mit  ganzer Person da sind. Weinen und Schreien nach Mama oder Papa und das Klammern zum Beispiel am Bein oder an der ganzen Person, machen deutlich, ich brauche dich— jetzt!

In einer solchen Situation ist die Stelle, wo der kleine hilflose Mensch Halt, Sicherheit und Trost findet nur diese Bezugsperson. Wer in Angst und Not nicht allein ist, sondern immer jemanden anrufen kann, wer geliebt ist, auch wenn Schuld und Versagen als Last bewältigt werden müssen, der hat Halt.

Es wird heute oft davon gesprochen  Haltung zu zeigen. Ist damit auch gemeint, gerade  denen  Halt  zu  geben,  die  besonders  haltlos  sind? Gerade weil die Menschen so schwach sind oder die Not und Angst zu stark, ist Hilfe dringend nötig. Menschen brauchen Halt, um Haltung finden zu können . Diesen Halt kann nur jemand vermitteln, der bis in die  Tiefe  vertrauenswürdig  ist  und  den  anderen  liebhat. 

Der  etwas technische Begriff einer Bezugsperson macht es nur teilweise deutlich, dass es um tiefe Verlässlichkeit und angenommen sein geht. Jesus gibt Urvertrauen, in dem er sagt: „In der Welt habt ihr Angst, aber ich  habe  die  Welt  überwunden.“  Jesus Christus  ist  die Bezugsperson, die vorbehaltlos immer für mich und für dich da ist.

Arnold Weßling, Prädikant