Andacht zum 02. Februar 2025

Das neue Jahr ist gerade einen Monat alt. Und die Turbulenzen um uns herum nehmen nicht ab. Trotz hoffnungsvoller Silvesterwünsche bleibt die Zukunft beunruhigend. Amerika hat seit wenigen Tagen im mächtigsten Amt der Welt einen neuen Präsidenten. Und nach allen Beobachtungen sind an dessen staatsmännischem Verantwortungsbewusstsein ebenso Zweifel anzumelden wie an seinem Anstand und seiner Integrität.

Wir selbst stehen nach heftigen Verwerfungen in der Politik vor der Wahl einer neuen Regierung. Von ihr wird erwartet, dass sie vieles anders und vor allem demokratie- und gesellschaftsdienlicher macht als die vorherige. Ob dabei das zunehmende Wahlgezänk hilfreich ist, bleibt abzuwarten. Dies umso mehr, als die Geschichtsvergessenheit zunimmt. Wie vor 86 Jahre scheinen Mitmenschen ja wieder zu meinen, die Lösung anstehender Probleme von populistischen Marktschreiern erwarten zu können.

Die aber nähren sich nicht nur von diffusen Unsicherheiten. Sie schrecken auch nicht davor zurück, bewährte Werte und demokratischen Institutionen auflösen zu wollen. Und dass sie sich dazu unverhohlen auch menschenverachtender Häme und Hetze bedienen, scheint für manche kein Korrektiv mehr zu sein.

Dabei haben uns humanistische Werte und die rechtsstaatliche Demokratie über mehr als 70 Jahre hinweg zunehmenden Wohlstand, Sicherheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt geschenkt. Daran auch weiterhin zeit- und bedarfsgerecht zu arbeiten, wäre eigentlich gar nicht so schwer.

Das haben auch die christlichen Kirchen mit einer gemeinsamen Aktion aufgegriffen. Unter der Überschrift: „Für alle – mit Herz und Verstand“ wird ermutigt, durch die eigene Haltung das zu leben, was das Miteinander durchs Füreinander gelingen lässt. Gebraucht werden dazu nur Anstand, Respekt, Achtung vor der Andersartigkeit und Würde anderer, die Verantwortung für die Schöpfung und die Solidarität zu sozialer Gerechtigkeit.

Aus diesem Grund lese ich mit Dankbarkeit die biblische Losung für den Monat Februar: „Du, Herr, tust mir kund den Weg zum Leben.“(Ps. 16,11). Ich wünsche Ihnen, mir und der ganzen Welt, auch daraus Kraft und Mut ziehen zu können.   

Ulrich Potz ist Pfarrer im Ruhestand