Andacht zum 04. Mai 2025

Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, an dem Kardinal Bergoglio im Konklave als Papst Franziskus  am 13. März 2013 gewählt wurde. Wir saßen zufällig in einer ökumenischen Runde im Gemeindezentrum der syrisch-orthodoxen Gemeinde zusammen mit den orthodoxen, katholischen und evangelischen Geistlichen. Die Papstwahl war kein besonderes Thema – wir rechneten nicht mit „weißem  Rauch“ bei dieser Begegnung, als plötzlich jemand eilig in den Raum kam und uns mitteilte, dass ein neuer Papst aus Argentinien gewählt wurde. Schnell haben wir einen Fernsehraum im Gemeindezentrum aufgesucht, um die ersten Bilder zu sehen.

Es war ein aufregender Abend. Ein katholischer Kollege sagte sofort: „Der hat ja keine roten Schuhe an“, die ja normalerweise zur klassischen Bekleidung der Päpste gehören, „der steht dort in Straßenschuhen.“

Und dann die ersten wenigen Worte: ein ganz schlichtes „Buona Sera“, Guten Abend: nach einigen Worten der Begrüßung betete er ein Vater Unser und spendete den Segen „Urbi et Orbi“. Franziskus endete mit den Worten:

Ich wünsche Euch eine gute Nacht.

Und von einem Tag auf den anderen hinterließ er seine Spuren. Sein erster Weg außerhalb des Vatikans führte ihn zu den Flüchtlingen auf Lampedusa. Franziskus residierte nicht im Vatikan, sondern wohnte im viel schlichteren Gästehaus des Vatikans. Die Welt schaute auf diesen neuen Papst, auf seine Bescheidenheit.

Seine Zuwendung zu den Armen, den Obdachlosen, die am Rande der Gesellschaft leben müssen. Die Bewahrung der Würde der Menschen und vieles mehr könnte man über das Leben, Denken, und Handeln des Papstes erwähnen. 

Nun, am Vorabend der Wahl eines neuen Papstes, kann ich mir und uns nur wünschen, dass der neue Papst den Weg Franziskus‘ fortführt und dass die Kirche wieder erkennbar wird an der Liebe, die sie, egal welcher Konfession, den Menschen entgegenlebt. Nur eine liebende Kirche ist eine glaubhafte Kirche!

Martin Liebschwager ist Pfarrer im Ruhestand in Harsewinkel