Sieben Wochen ohne …
Worauf verzichten Sie in dieser Fastenzeit? Alkohol, Zigaretten, Süßigkeiten …? Nach viereinhalb Wochen ist die Luft vielleicht etwas raus. Oder herrscht sogar immer öfter „dicke Luft“, weil der Verzicht reizbarer macht?
Neben dem Verzicht auf Schokolade und Gummibärchen gehe ich in diesem Jahr durch die Fastenzeit, indem ich auf Panik verzichte. Die Fastenaktion der Evangelischen Kirche folgt 2025 dem Motto: „Sieben Wochen ohne Panik“. Die einzelnen Wochenthemen helfen, spirituelle Werkzeuge zu entwickeln, um aufkommender Panik frühzeitig entgegenzuwirken. Nachdem in den ersten Wochen kräftig luftgeholt wurde, geseufzt, gesungen, der frische Wind um die Nase geweht hat und Ruhe gefunden wurde, geht es in dieser 5. Fastenwoche um „dicke Luft.“
Bereits in der Bibel finden wir Geschichten dazu, dass Menschen nicht immer einer Meinung sind und in einem Streit „dicke Luft“ herrscht. Das zieht sich durch alle Zeiten; es ist eine menschliche Grunderfahrung. Ich habe allerdings den Eindruck, dass heutzutage gerade in Bezug auf existenzielle Themen wie Demokratie, Umwelt, Frieden die Luft immer verpesteter wird. Unterschiedliche Ansichten stoßen immer aggressiver und feindseliger aufeinander. Anstatt zu versuchen, Kompromisse zu finden oder sich zumindest auf einen - wenn auch noch so kleinen - gemeinsamen Nenner zu einigen, erlebe ich es immer öfter, dass Menschen sich gegenseitig fertigmachen. Die „dicke Luft“ ist derart verpestet, dass der Blick auf das Gegenüber völlig vernebelt ist. Meinungsverschiedenheiten sind gut und wichtig, Streit hat etwas Konstruktives, aber der Mitmensch darf dabei nicht aus dem Blickfeld geraten. Sonst hat die „dicke Luft“ keine Chance, sich in frischen Wind zu verwandeln.
Ich grüße Sie mit dem Zitat aus dem Fastenkalender für den 5. April von Ernst R. Hauschka: „Der Ärger ist als Gewitter, nicht als Dauerregen gedacht. Er soll die Luft reinigen und nicht die Ernte verderben.“
Susanne Absolon ist Pfarrerin in Versmold