Drei ins ein – Vielfalt in Einheit
Morgen feiern wir Trinitatis, das Fest der Dreieinigkeit Gottes. Kaum fassbar diese Vorstellung: Drei sind eins und eins ist drei. Das passt in keinen logisch denkenden Kopf. Einer meiner Konfirmanden dachte sich dann auch, wenn es schon drei sind, dann muss doch einer von denen am wichtigsten sein, sozusagen der Chef.
Nein, denn Gott ist ein Gott in Beziehung: als Vater, als Sohn und Heiliger Geist. Es sind drei die sich so gut verstehen, dass sie zugleich eine Einheit sind. So ist Gott in sich schon auf Gemeinschaft und Beziehung angelegt. Und dieser Funke soll auf uns überspringen.
Paulus hat diese Dreieinigkeit in einem Gottesdienstbesuchern bekannten Segenswunsch zum Abschluss seines 2. Briefes an die Korinther so ausgedrückt: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass dieser Brief des Paulus an seine Gemeinde in Korinth eine Reaktion ist auf Unfrieden, Streit, Kompetenz und Machtgerangel. Paulus wurde hart angegangen. Er wird teils auch als Tränenbrief in der theologischen Literatur bezeichnet.
Damit bin ich gedanklich am Heute. Unsere Welt befindet sich in einer ernsten Zerreißprobe, einer Krise, die vielen Angst macht. Gegensätzliche Meinungen und vermeintliche Richtigkeiten werden lautstark und über die Sozialen Medien in die Welt hinausposaunt. Gewalttätige Auseinandersetzungen nehmen zu.
In diese Situation kann der Segenswunsch des Paulus gut tun und uns erinnern: Ein Zuspruch, dass es möglich ist, dass wir durch das Wirken von Sohn, Vater und Heiligem Geist befähigt werden zu gnädigem, liebevollem und gemeinschaftstiftendem Verhalten. Zugleich traut uns Paulus, wie den zerstrittenen Korinthern damals, zu, dass wir es schaffen, das Wesen Gottes auch in unserm Leben abzubilden. Schließlich hat er uns zu seinen Ebenbildern geschaffen.
Wie kann das konkret aussehen? Beieinanderbleiben, miteinander reden, sich gegenseitig helfen. Einheit in Vielfalt ist ein Merksatz aus den verschiedenen Diskussionen der letzten Jahre. Eine solche Einheit spricht Weite und Offenheit, Freiheit im Denken und Handeln. Dabei schaue ich auf die Fremde, die zur Nachbarin geworden ist und die jungen Leute aus anderen Kulturen, die mit unseren Kindern Schulbank und Sportplatz teilen oder die, die an unserer Tür anklopfen, weil es in ihren Ländern lebensgefährlich ist. Nur in der Gemeinschaft gewinnen wir, in der Vielfalt, in der wir bereichert zur Einheit finden.
Silke Beier ist Pfarrerin in Werther