Liebe Leserinnen und Leser,
der Monat Mai ist der sogenannte „Monat der Liebe“ und so möchte ich Sie einladen über einen Vers aus dem 1. Korintherbrief 13,12 dem „Hohen Lied der Liebe“ nachzudenken. Paulus schreibt dort: „Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.“
Diese Worte, so finde ich, laden uns ein, über unsere menschliche Erkenntnis und das Streben nach Vollkommenheit nachzudenken. Im Moment unseres Lebens sehen wir vieles nur schemenhaft, wie in einem dunklen Spiegel. Unsere Sicht ist unvollkommen, unsere Erkenntnisse sind begrenzt. Das ist eine Erinnerung daran, dass wir Menschen immer auf dem Weg sind, mehr zu verstehen, zu erkennen und zu wachsen.
Paulus verheißt uns eine Zukunft, in der alles anders sein wird: „von Angesicht zu Angesicht“ – das bedeutet für mich, wir werden Gott und die Wahrheit in ihrer ganzen Klarheit sehen. Wir werden vollständig erkennen, so wie auch wir vollständig erkannt sind. Das ist eine wunderbare Hoffnung, die mir Mut macht, geduldig zu sein und auf das Ziel zu vertrauen, wenn ich ungeduldig bin.
In unserem Alltag sind wir oft mit Unsicherheiten konfrontiert, mit Fragen, die keine sofortige Antwort haben. Diese Verse erinnern daran, dass unser menschliches Wissen begrenzt ist, und dass es eine größere Wahrheit gibt, die uns eines Tages offenbart wird. Bis dahin dürfen wir vertrauensvoll weitergehen, im Glauben und in der Hoffnung, dass das Licht der Vollkommenheit uns eines Tages vollständig erleuchten wird.
Vielleicht kann dieser Gedanke Mut machen, geduldig zu sein, unsere Erkenntnisse zu schätzen und gleichzeitig die Vorfreude auf das große Licht der Wahrheit zu bewahren. Denn in Gottes Gegenwart wird alles klar und vollständig sein.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine Woche voller Hoffnung und Vertrauen auf das, was noch kommen wird.
Ingrid Diekmann-Vemmer, Prädikantin