Arminius gegen Goliath
Zum ersten Mal in seinem 150jährigen Leben trägt das Hermannsdenkmal in Detmold ein Shirt aus Stoff. Es ist ein Trikot von Arminia Bielefeld. Auch wer sonst kein besonderes Verhältnis zum Fußball hat, wird es vielleicht mit Interesse verfolgen.: Der (Noch-)Drittligist aus Bielefeld steht an diesem Samstag im DFB-Pokalfinale. Dort, wo sonst oft die „ganz Großen“ des Fußballs aufeinander treffen, spielen nun Bielefeld gegen Stuttgart.
Und viele, die sonst fußballerisch eher neutral sind, wünschen Bielefeld den Sieg. Warum ist das so? Viele gönnen es dem Außenseiter, zu gewinnen. Bielefeld erscheint wie David, der gegen den gewaltigen Goliath antreten und kämpfen muss. „Klein gegen groß“, da sind die Sympathien klar verteilt. In der biblischen Geschichte von David und Goliath geht es noch um anderes.
Goliath war ein ausgebildeter Soldat, der sich in zahlreichen Schlachten hervorgetan hatte. Er war professionell ausgerüstet, von furchterregender Gestalt und überzog mit seinem so großen wie losen Mundwerk das Volk Israel mit Spott und Hohn. David dagegen war zu dem Zeitpunkt ein einfacher Hirtenjunge. Er hatte noch nie ein Schwert in der Hand gehabt und konnte sich in einer Rüstung nicht einmal richtig bewegen. Er war überhaupt nur in die Nähe der Kampfhandlungen gekommen, um seinen älteren Brüdern Proviant zu bringen.
Und nun meldete sich David bei König Saul und sagte: lass mich gegen Goliath kämpfen! Mit einer Steinschleuder besiegte er den übermächtigen Goliath.
Arminia und David: Beide waren Außenseiter, beide zählte man zu den „Kleinen“, Chancenlosen. Aber damit endet der Vergleich. David ist mehr als ein Außenseiter, dem gelungen ist, was ihm niemand so recht zutraute. David wird zum Anstoß der Nachdenklichkeit, denn er bekam aus dem Vertrauen auf Gott seine Zuversicht und seinen Lebensmut. Sein Glaube wurde für ihn zu einer lebensverändernden Kraft. Sein Glaube half ihm, dem angsteinflößenden Gegner vor ihm entgegenzugehen. David sagt: Gott hilft „nicht durch Schwert oder Spieß“, sondern Gott hat noch ganz andere Möglichkeiten in den Konflikten, in die uns das Leben manchmal führt. Gottes Geist wirkt auch heute. „David und Goliath“ – die Geschichte kann hineinwirken in die Auseinandersetzungen des Alltags.
Sepp Herberger hat den bekannten Satz geprägt: Fußball ist die schönste Nebensache der Welt. Das ist ja nicht wenig! Im Pokalfinale heute Abend ist Arminia der David und Stuttgart der Goliath. Wie viele andere Menschen auch: ich wünsche Bielefeld die richtige Taktik, das nötige Glück und am Ende auch den Sieg.
Von David und Goliath aber will ich noch viel mehr lernen…
Holger Hanke, Pfarrer in Werther