16.000 Wörter spricht ein Mensch durchschnittlich pro Tag. Vieles ist schnell dahingesagt und wir messen dem keine große Bedeutung zu. Doch Worte können kraftvoll sein und selbst die kleinsten Worte können abhängig von den Umständen große Auswirkungen haben.
Manchmal wirkt eine Diskussion um Worte lächerlich, so wie vor kurzem in der EU. Das vegane Schnitzel wurde verboten, aber Dino-Nuggets, Katzenzungen und Kinderschokolade dürfen weiter benutzt werden – obwohl sie genauso etwas betiteln, was nicht in ihnen enthalten ist und in die Irre führen können.
Manchmal ist eine Diskussion um Worte aber notwendig, gerade dann, wenn sie bewusst eingesetzt werden als Mittel der Manipulation. „Redet so, dass eure Worte euch nicht gegeneinander aufbringen, und lasst es nicht zu Spaltungen unter euch kommen“ heißt es in 1. Korinther 1, 10. In diesen Tagen wünscht man sich, unsere Politiker*innen seien bibelfester.
Dann würde es vielleicht einem Bundeskanzler nicht so leicht über die Lippen kommen, was er im Zusammenhang mit Migration über das Problem im "Stadtbild" gesagt hat. Friedrich Merz schürt die Angst vor dem Unbekannten und befeuert ein Gefühl der Fremdartigkeit. Die Anwesenheit von Menschen, über deren tatsächliche Staatsbürgerschaft man nichts weiß, aufgrund ihrer Optik als Problem zu deklarieren, erzeugt ein Klima, in dem rassistische Anfeindungen salonfähig werden. Es spaltet unsere Gesellschaft noch mehr. Anstatt Menschen zusammen zu bringen, bringt es sie auseinander. Anstatt Vielfalt zu feiern, wird sie als Problem gesehen.
Worte haben Macht. Ein jeder von uns sollte sich bewusst sein, wie verletzend, wie schädlich seine und ihre Worte sein können.
Die Bibel hat hier bei Jakobus 1, 19 einen guten Verhaltenstipp: „Denkt daran, liebe Brüder und Schwestern: Seid immer sofort bereit, jemandem zuzuhören; aber überlegt genau, bevor ihr selbst redet“.
Kerstin Panhorst ist Öffentlichkeitsreferentin des Ev. Kirchenkreis Halle