Neulich traf ich mich mit Freunden aus meiner Jugendzeit. Auch Bernd war dabei, er ist katholischer Pfarrer im Münsterland. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt. Bernd sagte: „In Deutschland sind inzwischen weniger als 50 Prozent der Menschen in einer christlichen Kirche. Wir sollten darum auf einige kirchliche Feiertage verzichten: auf den zweiten Weihnachtstag, den Ostermontag, den Pfingstmontag, Fronleichnam und Allerheiligen. Die letzten beiden Feste können wir auch am Sonntag feiern. So können wir der Bevölkerung eine Arbeitswoche zurückgeben.“ Ich stutzte. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr denke ich: Das ist „irgendwie“ konsequent. Was denken Sie?
Egal mit wieviel Feiertagen, wir brauchen lebendige Kirchen, in denen Menschen von Gottes Liebe hören, von ihm begeistert Gutes tun, sich für andere einsetzen, Profil zeigen und wo nötig mahnen und mutig protestieren. „Ihr seid das Licht der Welt“ hat Jeus gesagt. Dietrich Bonhoeffer hat gesagt: „Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist.“
Ich weiß nicht, was Sie über die Kirche(n) denken und welche Erfahrungen Sie mit ihr gemacht haben. Ja, sie ist unvollkommen und schuldbeladen, weil sie aus Menschen wie Sie und mich besteht.
Und dennoch bin froh und dankbar, dass es sie gibt.
Ich habe durch sie Gott kennenlernen können, der die schöne Grundmelodie meines Lebens bestimmt und meinem Leben einen unverlierbaren Sinn gibt.
Und ich denke, dass die Kirche gerade in unserer unruhigen und gefährlichen Zeit wichtig ist - auch als „Heimatort“ und Vermittlerin von Werten, die immer mehr verloren zu gehen scheinen.
Die Kirche verändert sich. Was bleibt, ist ihre befreiende Botschaft, die uns Beine macht und großzügig werden lässt. In einem alten Gebet heißt es: „Gott, erneuere deine Kirche, und fange bei mir an.“ Die Kirche, die für andere da ist, braucht Menschen, die sie unterstützen.
Ich wünsche uns gute Gedanken und ein weites Herz.
Gott segne Sie.
Burkhard Steinebel ist Pfarrer in Halle