Werther - "Das Gebet" - es kann so vieles sein: Dank für etwas Schönes, um Kraft zu schöpfen, eine Bitte um Hilfe, eine Fürbitte für Andere, ein Stoßseufzer, so dachte der Gastgeber, Pfarrer i. R., Hans-Martin Weber, mit einer großen Kunst-Gemeinde in der sonnendurchfluteten St. Jacobi-Kirche nach. Zwei großartige und weltumspannende biblische Gebete, den Psalm 23 und das 'Vater unser', beteten die Versammelten gemeinsam. Prof. Dr. Alexander Dieter Boeminghaus, Initiator der internationalen Kunstausstellung, gab in seiner Einführung einen Rat mit auf die Kunstpilgerreise längs neun verschiedene Orte: "Jeder findet unterwegs sein Lieblingsbild und bekommt damit einen Schlüssel in die Hand für alle weiteren 45 Werke".
Seit 2008 hat die internationale Kunstausstellung an vielen europäischen Stationen Halt gemacht hat. Dass sie jetzt in Werther zu sehen ist, ist einer zweijährigen Planungsphase aller Beteiligten vor Ort zu verdanken. Auf Anregung der Haller Künstlerin Inge Spiering-Nell, selbst mit zwei Werken vertreten und seit vielen Jahren Mitglied in der Europäischen Vereinigung bildender Künstler (EVBK) einigten sich alle drei Kirchengemeinden am Ort, die evangelische, die selbstständige evangelisch-lutherische (SELK) und die katholische mit der Stadt Werther und der Kreissparkasse auf einen bisher nie da gewesenen Kunstpilgerpfad mit neun Ausstellungsorten.
Nach dem Auftakt in der St. Jacobi-Kirche machte sich die große Pilgergemeinde auf den Weg zu den sechs innerstädtischen Ausstellungsorten. An der Seniorenbegegnungsstätte "Haus Tiefenstraße" mit einem Exponat von Heinz Sand, "Mutter und Kind - Abendgebet" vorbei, ging es in die Kundenräume der Kreissparkasse und dann zur St. Michaelskirche. Gastgeber Pfarrer Josef Dieste freute sich mit der großen Gruppe der Kunstinteressierten über eine ganz besondere Kunstausstellung in einem magisch-sonnendurchfluteten Kirchenschiff. Intensive Versenkung vor den Werken wechselte mit herzlichen Gesprächen unter teils bis dahin Unbekannten. Ein feiner Erfolg, der sich in der Enge der Stadtbibliothek noch verstärkte. Ein besonderes Bonbon für alle Vernissage-Besucher: Die anwesenden Künstler gaben sehr persönliche Hinweise zu Entstehung und Verständnis ihrer Bilder, Skulpturen und Installationen.
Der eigentliche Auftakt zur Kunstaktion ereignete sich im morgendlichen Gottesdienst in der Bethlehemskirche in Rotenhagen. Pfarrer Johannes Heicke ging in seiner Predigt auf die besonderen Wochen bis zum 25. November ein. Sowohl am Samstag, 27. Oktober als auch am Sonntag, 11. November, dann mit einem Kunstgespräch mit Inge Spiering-Nell, sind die Kunstwerke in und vor dem kleinen Kirchlein zu sehen. Daneben finden sich Exponate in der Johannes-Kirche in Häger und in der Kapelle der Flex-Eingliederungshilfe, ehemals Waldheimat.
Der beschwingte Abschluss am Vernissage-Sonntag fand im Rathaus statt. Bürgermeisterin Marion Weike begrüßte dort besonders die heimischen Künstler, die sich mit ihren Werken beteiligt haben. Weike dankte allen Organisatoren, besonders Stefan Meier, bei dem alle planenden Fäden zusammen gelaufen waren. Gemeinsam mit einem Werk des Beuys-Schülers H.W. Menges-Spell stellten sich Ingeborg Fuhrmann, Walter Moritz, Brigitte Knehans, Uwe Gehring, Martina Beinke-Nikisch, Cordula Remmler, Hans Rudolf Ronning und Ute Dausenschön-Gay, Peter Fischer, Kerstin Künnemeyer und Danita van Rossum ihrem Publikum mit sehr verschiedenen Werken zum Gebet. Bei Wein, Wasser und Brot freuten sich alle über einen völlig einzigartigen Sonntagsspaziergang, den so noch niemand erlebt hatte.
Die Initiatoren haben der Ausstellung einen Katalog, für 2 Euro Spende an die Gütersloher Tafel und einen sehr informativen Flyer zur Seite gestellt. Infos zum Projekt gibt es auch auf der Stadt Werther-Seite im Netz. CG