Der heutige Tag hat sehr früh angefangen. Um 5 Uhr wurden wir in Eldorado mit einem Bus abgeholt, der uns in das gut 250 km entfernte Posadas gebracht hat. Matías und Nicolás, die schon die vergangenen Tage als Vertreter von JUME (Jóvenes Universitarios Misioneros Ecuméniicos) mit uns verbracht haben, haben uns begleitet. Die anderen Jugendlichen sind bereits am Tag zuvor abgereist.
In Posadas ist am Sonntag die neue Kirche bzw. das neue Gemeindezentrum offiziell eröffnet worden. Dieses Projekt hat einige Jahre gebraucht, bis es realisiert und umgesetzt werden konnte. Dies lag unter anderem daran, dass es immer wieder an Geldmitteln fehlte, aber häufig auch an Material. Ein Mann, der die Fenster eingebaut hat, erzählte, dass es zeitweise unmöglich war, ausreichende Mengen Aluminium zu bekommen – und wenn, dann zu sehr hohen Preisen. Dadurch hat sich der Bau und die Fertigstellung immer wieder verzögert. Das Gebäude als solches ist noch nicht komplett fertig. Die erste Etage, in der eine Gemeinschaftsküche und Zimmer für bedürftige Familien und/oder Studierende entstehen sollen, befindet sich noch immer im Rohbau. Lediglich das Erdgeschoss mit Gemeindesaal, Toiletten und weiteren Räumen – u.a. der Wilhelm Arning Saal, in dem wir unser Gepäck unterstellen konnten – sind fertig und können nun von der Gemeinde genutzt werden.
Ein paar von uns haben vor dem Gottesdienst die Gelegenheit genutzt, sich einen kleinen Teil der Großstadt Posadas anzuschauen.
Der Einweihungsgottesdienst begann um 10:00 Uhr mit musikalischer Begleitung durch eine Blaskapelle, die zum krönenden Abschluss ihrer musikalischen Darbietung die argentinische Nationalhymne erklingen ließ. Danach hat der hiesige Kirchenpräsident – Pastor Leonardo Schindler – den Gemeindesaal eröffnet, indem er das rote Band an der Eingangstür durchschnitten hat.
Paula Fogel und Carlos Kozel eröffneten den Gottesdienst und hießen alle willkommenen.
Der noch kahle Altarraum wurde anschließend von Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinde nach und nach geschmückt, zu guter Letzt haben auch die Jugendlichen – Franzi aus unserer Gruppe, Cecilia aus der argentinischen Gruppe – das Ergebnis unserer Definition „Evangelisch sein bedeutet…“ für alle gut sichtbar neben den Altar gehängt.
Neben der Predigt über die Geschichte des barmherzigen Samariters durch Leonardo Schindler war ein besonderes Highlight die Feier des Heiligen Abendmahls. Es war unglaublich, mit welcher Freude und Inbrunst die Gemeinde die fröhlichen Lieder gesungen hat, während die rund 250 Gottesdienstbesucher*innen das Abendmahl empfangen haben.
In der abendlichen Reflexion des Tages haben wir mehrfach angemerkt, wie schön die Stimmung insgesamt war, im Vergleich zu Deutschland, wo es in der Regel etwas tragender und deutlich ernster zugeht beim Abendmahl.
Nach dem gemeinsamen Vaterunser und dem Segen begann der offizielle Teil der Eröffnung: Danksagungen – und davon nicht zu wenig. Neben den diversen Unterstützern dieses Projektes, die ihre Freude zum Ausdruck brachten und Geschenke überreicht haben, traten auch Erica Arning und Matthias Jörke als Vertreterung des Ev. Kirchenkreises Halle nach vorn und haben Glückwünsche des Kirchenkreises und von Superintendent Walter Hempelmann übermittelt und ein Geschenk zur Eröffnung überreicht.
Der offizielle Festakt endete mit einem gemeinsamen Mittagessen. Für einen sehr geringen Beitrag konnten alle Anwesenden sich beim reich aufgebauten Essensbuffet bedienen. Da die Räumlichkeiten für so viel Besucher*innen doch arg klein sind, hat sich die Feier auf die Straße ausgelagert, die dafür spontan in Eigenregie gesperrt wurde.
Nach gemeinsamen Essen, vielen Unterhaltungen und viel Austausch hat unsere Reisegruppe ein bekanntes Gesicht wiedergesehen: Josélo Schuap, Anfang Juni in Künsebeck aufgetreten ist, hat auch hier den Nachmittag mit inhaltlich gehaltvoller Musik begleitet. So wunderten wir uns nicht, als er einen in der Nähe verweilenden Obdachlosen herangerufen, ihm ein persönliches Geburtstagsständchen gesungen und ihn eingeladen hat, Teil unserer Zusammenkunft zu sein – passend zur Predigt zum Barmherzigen Samariter – gelebte Nächstenliebe!
Nach Josélos „Auftritt“ hat eine andere Musikgruppe der Gemeinde die Chance genutzt, auch deutsche Volkslieder anzustimmen, die bis in den frühen Abend hinein gesungen wurden.
Erica und Matthias wurden am heutigen Tag auch freudig überrascht: Daiana (Freiwillige aus dem Jahr 2013) und Daniela (Freiwillige aus dem Jahr 2018) haben den Weg aus Paraguay auf sich genommen und die Chance genutzt, die beiden hier in Posadas zu besuchen. Die beiden sind am Abend mit uns nach Candelaria gefahren und haben dort gemeinsam mit uns zu Abend gegessen.
Gegen 18 Uhr haben wir uns aufgemacht zu unserer Unterkunft in das rund 20 km entfernte Candelaria. Dort angekommen haben wir unsere insgesamt drei Hütten bezogen und bei einem gemeinsamen Abendessen die vergangene Woche Revue passieren lassen. Alle haben ihre bisherigen Eindrücke mitgeteilt und sich über die Herzlichkeit, mit der wir überall empfangen wurden, gefreut.
Mit dem heutigen Tag hat nun leider die zweite Hälfte und damit die letzte Woche unserer Argentinienreise begonnen. Der Abflug und damit der Abschied aus diesem wunderschönen Land rücken leider immer näher.
Emily Sehwöster/Matthias Jörke