Überall nur Krisen, könnte man meinen. Kriege, Klimawandel, politische Unruhen. Weltweit und in Deutschland, aber auch in der Evangelischen Kirche. Der demographische Wandel, der Fachkräftemangel sowie Inflation, zurückgehende Finanzmittel und die häufig unzureichende staatliche (Re-)Finanzierung des Bildungsbereichs beschäftigen auch den Evangelischen Kirchenkreis Halle, der nun zu seiner Kreissynode zusammenkam.
„Uns als Evangelischer Kirche wird zudem mit der im Januar 2024 veröffentlichten ForuM-Studie ein Spiegel vorgehalten, der uns das Leid der Betroffenen von sexualisierter Gewalt und unsere Versäumnisse der letzten Jahrzehnte überdeutlich vor Augen führt. Und der daraus resultierende zunehmende Vertrauensverlust der Menschen unserer Evangelischen Kirche gegenüber äußert sich nicht zuletzt in den ohnehin schon hohen, aber noch weiter gestiegenen Kirchenaustrittszahlen“, sagte Dr. André Heinrich in seinem Jahresbericht.
Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Halle appellierte aber daran, die Krise auch einmal anders zu betrachten: „Deuten lässt sich die Situation zugleich als tiefgreifende gesellschaftliche Neuordnung von Verantwortung sowie von Mitsprache- und Mitgestaltungsmöglichkeiten. Das meint jedoch nicht etwa einzig und allein ein Risiko, sondern ebensogut ein ganzes Bündel von Chancen. Gerade für uns als Evangelische Kirche! Manche in den vergangenen Jahren oder Jahrzehnten aufgestaute Unzufriedenheit kann jetzt womöglich bearbeitet werden. Und zwar so, dass Mitglieder wie Mitarbeitende sich neu und weitgehender und schließlich zu ihrer Zufriedenheit mit ihrer Kirche identifizieren können. Hier müssen wir ansetzen!“
Das der Mut zur Neuerung belohnt werden kann, zeigte sich im Laufe der Versammlung in Form einer Ehrung. Das kreiskirchliche Umweltprojekt „Klimahelden im Alltag“ ist für den Engagementpreis 2024 des Landes NRW nominiert. Die Urkunde zur Auszeichnung als Projekt des Monats Juni bekamen die Projektinititatorinnen im Rahmen der Synode überreicht vom Regionalbotschafter Hans Feuß. In seinem Grußwort lobte er die Einbeziehung von Ehrenamtlichen in das Projekt und dessen Nachhaltigkeit und Reichweite.
In der Sitzung der Kreissynode im Gemeindehaus Werther kamen insgesamt 48 stimmberechtigte Synodale und Gäste zusammen. Die Kreissynode ist das Organ, das den Kirchenkreis leitet und die Gesamtverantwortung für sein kirchliches Leben hat. Sie setzt sich zusammen aus den gewählten Pfarrerinnen und Pfarrern im Kirchenkreis, Delegierten aus den Gemeinden und weiteren berufenen Mitgliedern.
Neben Berichten von der Landessynode, aus den Gemeinden und synodalen Diensten ging es bei der Kreissynode vor allem um Wahlen. Bereits im Februar fanden in den acht Gemeinden des Kirchenkreises die Presbyteriumswahlen statt. Bei der Sommersynode ging es nun um die Besetzung der Ausschüsse und der Posten der Landessynode mit ordinierten Personen sowie anderen Haupt- und Ehrenamtlichen. Als Delegierter für die Landessynode wurde Dr. Sven Keppler als Ordinierter (1. Stellvertretung Tim Henselmeyer, 2. Stellvertretung Birgit Gillmann) sowie als nicht-ordinierte Personen Andreas Kleen (1. Stellvertretung Andreas Gerdkamp, 2. Stellvertretung Jana Ruhe) und Petra Vollmer (1.Stellvertretung Evelina Pietsch, 2. Stellvertretung Kerstin Panhorst) einstimmig gewählt.
Zudem waren mehr als 100 Nominierungen für 10 Ausschüsse im Vorfeld eingegangen und zeigten, dass immer noch viele Menschen bereit sind sich ehrenamtlich zu engagieren und ihre Kirche mitgestalten wollen. Dabei ging es um Beratende Ausschüsse wie den Finanz-, Nominierungs- und Strukturausschuss, aber auch um Ständige Ausschüsse für unter anderem Diakonieausschuss, Frauenfragen und Gleichstellung, Jugend, Kita, Seelsorge und Beratung oder Öffentlichkeitsarbeit. Aus zwei bisher einzeln fungierenden Ausschüssen wurde zudem ein neuer zusammengeschlossen, der so genannte oikos-Ausschuss. Der Name kommt vom OiKOS-Institut für Mission und Ökumene der Evangelischen Kirche von Westfalen, da sich die Institutsarbeit mit den Aufgaben des Ausschusses deckt. Die bisherigen Ausschüsse für Mission, Ökumene und Weltverantwortung sowie für Umwelt und gesellschaftliche Verantwortung fusionieren auf eigenen Wunsch zum oikos-Ausschuss. Deshalb wurde bei der Synode zudem über die Einleitung der Änderung der Kreissatzung abgestimmt, die durch die Veränderungen der Ausschussstruktur nötig wird.