Ein heroischer Krieger blickt nach Westen, dem Erzfeind Frankreich entgegen. Gewehr, Regimentsfahne und Eichenkranz sind seine Insignien. Seit 1906 gibt es das Kriegerdenkmal vor der Dorfkirche in Steinhagen. „Es zeigt eine Glorifizierung des Soldaten als Helden, symbolisiert den Zeitgeist des Kaiserreichs“, erklärt Klaus Besser. „Das ist aber nicht mehr zeitgemäß, jetzt, da Frieden, Freiheit und Demokratie immer wichtiger werden“. Deswegen haben der ehemalige Steinhagener Bürgermeister und Petra Holländer schon im vergangenen Jahr einen Antrag gestellt auf die Errichtung eines „Gegenmahnmals“. Dieses könnte als Friedensdenkmal dem Kriegerdenkmal entgegengesetzt werden, indem es in dessen näherer Umgebung aufgestellt wird.
Die Politik steht diesem Ansinnen positiv gegenüber, ebenso die Evangelische Kirchengemeinde, die für ein neues Denkmal auch ihr Grundstück zur Verfügung stellen würde. Um der Steinhagener Bevölkerung zu zeigen, wie so etwas aussehen könnte, gibt es noch bis zum 6.10. 2024 eine Ausstellung mit Beispielen für Friedensdenkmäler in der evangelischen Dorfkirche. Die Plakate und erläuternden Texte wurden vom Kulturbüro der Gemeinde Steinhagen zur Verfügung gestellt. Mit der Ausstellung soll das Gespräch über Gedenken und Frieden mit der Öffentlichkeit gesucht werden. Dazu geben die Plakate ebenso die Möglichkeit wie ein beiliegendes Gästebuch, wo Besucher eigene Gedanken über die Gestaltung der Denkmäler und über Friedensmöglichkeiten eintragen können. Geöffnet ist die Ausstellung jeweils donnerstags und sonntags von 15.30 -17.00 Uhr, die Ausstellung kann zudem zu weiteren Öffnungszeiten der Dorfkirche (Gottesdienste, Konzerte usw.) besucht werden.
„Es hat sich auch bereits eine Arbeitsgemeinschaft gebildet, die sich damit auseinandergesetzt hat, was überhaupt ein Friedensdenkmal ist“, berichtet Jacqueline Lewald vom Kulturbüro der Gemeinde Steinhagen. Noch in diesem Herbst soll eine Ausschreibung erfolgen, um regionale Künstler dazu aufzurufen, ihre Entwürfe für ein Friedensdenkmal einzureichen. Anfang kommenden Jahres soll dann eine Jury den besten Entwurf auswählen. „Bei Material, Gestaltung und Größe sind wir da relativ offen“, sagt Lewald.
Auch der Verein Kultur vor Ort unterstützt das Vorhaben. „Weil wir der Meinung sind, dass Kulturarbeit immer auch Friedensarbeit ist“, sagt Dr. Norbert Sievers.
Überrascht waren die Organisatoren bei der Vorbereitung der Ausstellung davon, wie wenig Friedensdenkmäler es in Deutschland gibt. Dennoch haben sie 6 gute Beispiele aus Hamburg, Berlin und auch Alexisbad zusammengetragen, die zeigen, wie ein Gegendenkmal mit einem Kriegerdenkmal zusammen zu einem Symbol des Friedens werden kann.