Die Kleinkunstserie „Petri Musik“, bei der circa viermal im Jahr bekannte Künstler aus der Region auftreten, bot diesmal einen unvorhergesehenen Hörgenuss.
Angekündigt waren der Harsewinkeler Pianist Tobias Schößler und seine Ehefrau Susanne Kordes (Querflöte). In Aussicht gestellt war ein anspruchsvolles, farbenfrohes und entspannt zu konsumierendes Konzert. Doch wie so oft im Leben kam es anders. Susanne Kordes fiel kurzfristig durch eine Erkrankung aus. Was nun? Schößler erinnerte sich sofort an Ansgar Specht, einen Jazz-Gitarristen, der in der Jazzszene schon lange positioniert ist. Die Beiden verbindet eine mehr als fünfzehn jährige Bekanntschaft – musikalisch und privat. Ein kurzer Anruf Schößlers mittags brachte die Gewissheit: Ansgar Specht war sofort bereit, mit ihm gut drei Stunden später ein spontanes Konzert zu geben. Respekt schon einmal dafür!
Die Beiden nannten ihren Auftritt ein Gespräch mit Instrumenten, ein spontanes Happening mit viel Tiefgang. „Wir machen uns auf zu einer Wanderung, deren Weg wir selbst noch nicht kennen“, so Specht. Schößler ergänzte: „Wir wollen Brücken bauen von der Jazz-Ecke zur Klassik und hoffen, dass uns das gelingt. Wir versuchen uns inspirieren zu lassen.“ Konnte das gelingen? Diese Frage wird sich auch mancher der Zuhörenden im fast auf den letzten Platz gefüllten Gemeindesaal in Versmold gefragt haben.
Und wie das gelang! Mehr noch – die Harmonie der Beiden untereinander war genial und die gespielten Werke mutierten somit zu einem Unikat-Konzert, einzigartig und unwiederholbar. Da wurden - von Schößler als Solist - Motive aus Mozarts D-Moll-Konzert genommen und in die heutige Zeit überführt. Auch die Eigenkompositionen im afrikanischen Stil und „A Trip“, das er in unzähligen Auftritten in immer neuen Klangfarben präsentiert, oder ein barockes Werk des französischen Musikers Jean-Philippe Rameau (1683-1764), verband er mit Improvisation. Die Soli von Specht, wie zum Beispiel das 1960 entstandene „Estate“ von Bruno Martino (1925-2000), einem umgeänderten Bossanova, waren mehr als hörenswert. Die Duette waren allerdings der Höhepunkt, denn dieses spontane musikalische aufeinander Eingehen ist schon höhere Kunst. Ein Werk des Italieners Domenico Scarletti (1685-1757) oder „Beatrice“ des amerikanischen Jazz-Saxofonisten Sam Rivers (1923-2011) gipfelten in der Zugabe des Beatles Hits „Hey Jude“. Dem Publikum gefiel es, was der nicht enden wollende Applaus eindrucksvoll bestätigte.
Die nächste Petri Musik wird es am 2. März geben. Etwas mit ‚Gitarre und Gesang‘ kündigte Ludger Ströker vom Organisationsteam an. Mehr wollte er nicht verraten. Man darf gespannt sein. -dag-