Auf Einladung des Kreiskirchlichen Ausschuss für Frauen- und Gleichstellungsarbeit und dem Haller Ortsverband der Landfrauen, in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsstelle der Stadt Halle und dem Familienzentrum IMPULS, referiert und diskutiert Kriminalhauptkommissarin Kirstin Bernstein-Rivers, Opferschutzbeauftragte der Polizeibehörde Gütersloh, mit Gästen in der Remise.
Viele Frauen waren es nicht, die den Weg in die Remise finden, um sich mit dem Thema „Gewalt gegen Frauen“ auseinander zu setzen. Vielleicht ist der Gedanke ja doch „das geht mich nichts an“. Beim Kurzvortrag von Rita Lange und Informationen aus dem Berufsleben einer Opferschutzbeauftragten der Polizei stellt sich jedoch schnell heraus, dass es sehr wohl jede und jeden etwas angeht.
„Es ist immer am besten, wenn die Polizei während einer Eskalation vor Ort ist“, sagt KHK‘in Kirstin Bernstein-Rivers, „denn nur dann ist es möglich, den aggressiven Partner aus der Wohnung wegzuweisen“. Eine Wohnungswegweisung dauert zehn Tage und kann vom Amtsgericht um nochmals zehn Tage verlängert werden. Bernstein-Rivers sagt, das viele Frauen diese ersten zehn Tage brauchen um zu merken, dass sie in ihrem Leben etwas verändern müssen und sich an den Opferschutz wenden. „Manchmal holen sie sich erst am neunten Tag Hilfe“, sagt sie, „aber auch das bekommen wir in den meisten Fällen hin“. Gute Unterstützung hat sie dabei bei der Organisation „Weißer Ring“, der in Gütersloh sehr aktiv und effektiv tätig ist. Der Opferschutz der Kreispolizei arbeitet mit einem großen Netzwerk im Kreis Gütersloh zusammen, berät und sucht nach individuellen Lösungen. Was den Frauen grundsätzlich vermittelt wird, ist das Gefühl „Wir schaffen das schon“. Natürlich gibt es auch für Kirstin Bernstein-Rivers Rückschläge, wenn Frauen beispielsweise nach mehreren Wegweisungen des Partners und stundenlangen gemeinsamen Bemühungen für sich und ihre Kinder anrufen und sagen: „Vielen Dank, aber wir versuchen es doch noch einmal zusammen.“
Ein kurzes Referat hält Rita Lange, eine ehemalige Röntgenassistentin, die in ihrem Berufsleben viele kleinere und größere Verletzungen aufgrund häuslicher Gewalt gesehen hat. „Ein Thema, das mich sehr beschäftigt hat“, sagt sie „und es hat mich dazu bewogen, nach meinem Berufsleben noch Psychologie zu studieren. In ihrem abgeschlossenen Studium hat sie sich weiter mit dem Thema Gewalt an Frauen beschäftigt und erzählt in ihrem Vortag einerseits über die heimlichen Gespräche im Halbdunklen eines Röntgenraumes wie auch über die nackten Zahlen, Daten und Fakten der Gegenwart. Als sie bei den getöteten Frauen ankommt sagt sie den schockierenden Satz: “Und diese Frauen mussten sterben, weil sie Frauen sind“. In Deutschland gibt es überdies nur 8.000 Plätze in Frauenhäusern, benötigt werden etwa 21.000 Schutzplätze.
Nach den lebensnahen Referaten entsteht eine lebhafte Diskussion unter den Frauen, in denen es um Frauen- und Kinderrechte, Emanzipation und einige andere Frauenthemen geht, immer mit dem Blick auf das eigentliche Thema des Abends, der Gewalt gegen Frauen. Und sie stellen fest: Politik, Kirchen und Medien müssen weiter die Sinne für dieses schwierige Thema schärfen. -sge-
Beratungsangebote für Frauen im Kreis Gütersloh:
Frauenberatungsstelle/Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt 0 52 41/25021
Opferschutzbeauftragte der Kreispolizei Gütersloh 0 52 41/8 69 18 73
Wendepunkt – Anlaufstelle für Mädchen und Jungen bei sexualisierter Gewalt 0 52 41/85 24 95
Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ 08000 116 016
Alle Stellen sind gut miteinander vernetzt und versuchen gemeinsam mit den Betroffenen, Lösungen zu finden.