Jeder kennt mindestens eines ihrer Bücher wie zum Beispiel: Pippi Langstrumpf, Karlsson auf dem Dach, Die Kinder von Bullerbü, Die Brüder Löwenherz, Kalle Blomquist, Madita, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter. Geschrieben von der schwedischen Schriftstellerin Astrid Lindgren (1907-2002) - mit einer Gesamtauflage von etwa 170 Millionen Büchern, davon allein 20 Millionen in Deutschland, gehört sie zu den bekanntesten Kinder- und Jugendbuchautoren der Welt.
Der Frage, ob Astrid Lindgren einen Bezug zur Bibel hat, ging Prof. Dr. Hilke Bertelsmann, Professorin für Gesundheitswissenschaften an der Fachhochschule für Diakonie in Bielefeld, bei einem Frauen-Tisch-Gespräch im Johannes-Busch-Haus in Steinhagen auf die Spur. Eingeladen wurde sie vom Ausschuss für Frauen- und Gleichstellungsarbeit. Prof. Bertelsmann stammt aus der Lindenstadt und leitet zurzeit den Studiengang Notfallsanitäter/in. Man kann sie eine wahre Lindgren-Expertin bezeichnen. Sie war mehrmals in Schweden und hat alle Orte angeschaut, in denen die Geschichten der Bücher spielen.
Auf die Frage, ob sie an Gott glaube, antwortete Astrid Lindgren 1970 – da war sie 63 Jahre alt: „Nein, ehrlich gesagt nicht. Aber wenn mein Vater noch leben würde, hätte ich nie gewagt, das zu sagen, denn dann wäre er sehr traurig gewesen. Vielleicht ist es ungerecht, dass ich Gott verleugne, da ich ihm doch so oft danke und zu ihm bete, wenn ich verzweifelt bin.“ Diese Zeilen veranlasste die Referentin leicht augenzwinkernd zu der Aussage, dass es sich hier wohl um eine ungewöhnliche „Nicht-Gläubige“ handele.
Die Biografie der Schwedin: Aufgewachsen auf dem Pfarrhof Näs in Vimmerby, verlebte sie eine wunderbare Kindheit mit ihren drei Geschwistern. Sie wurde religiös erzogen, die Bibel war ihr von zahlreichen Predigten in der Sonntagsschule bekannt. Sie entwickelte einen Kinderglauben. Mit 18 Jahren wurde sie schwanger vom Chefredakteur der Zeitung, bei der sie als Volontärin tätig war. Der wesentlich ältere Mann hatte bereits sieben Kinder und befand sich noch in einer Beziehung, so dass sie ihren Sohn Lasse in Kopenhagen heimlich zur Welt brachte. Dort wurde er über drei Jahre von einer Pflegemutter aufgezogen. Erst als diese erkrankte, kümmerten sich Lindgrens Eltern in Näs um das Enkelkind. In dieser Zeit war ihr die Kirche keine Hilfe, ihre Beziehung zum Christentum zerbrach.
Lindgren heiratete in Stockholm Sture Lindgren und bekam noch eine Tochter, Karin. Als ihre Tochter über eine längere Zeit erkrankte, bat sie um das Erzählen von Geschichten - insbesondere von „Pippi Langstrumpf“, dessen Name sich das Mädchen ausgedacht hatte. Das Manuskript, ein Geschenk an ihre Tochter, reichte sie bei einem Verlag ein – es wurde abgelehnt. Erst Jahre später gewann sie den 1. Preis beim Wettbewerb für das beste Kinderbuch und ihr Siegeszug als Kinderbuchautorin begann.
In ihrem Bestseller „Madita“ von 1961 tauchen zum ersten Mal Passagen aus der Bibel auf, von Moses im Schilf und von Josef und seinen Brüdern, im zweiten Band (1976) dann die vom barmherzigen Samariter. In den „Brüder Löwenherz“ (1973) gibt es ein Thema angelehnt an die Passionsgeschichte und über ein Leben nach dem Tod, in „Michel aus Lönneberga“ (1963) wird dienstbare Nächstenliebe sichtbar und in „Ronja Räubertochter“ (1981) gibt es einen Bezug zum Paradies – alles kindgerecht geschrieben. Viele tausend Briefe belegen, dass sich die jungen Leser gut unterhalten, aber auch getröstet fühlten.
Prof. Bertelsmann zieht ein Fazit: „Lindgren fühlte sich ausgestoßen aus der christlichen Gemeinschaft - aber das Kind in ihr war gläubig!“ -dag-