„Das ist wie ein Ritterschlag!“ Sabine Berger, Sängerin im Bach-Chor der Johanniskantorei in Halle/Westfalen, kann es immer noch nicht glauben. Sie und Sangesfreundin Ulrike Bengsch haben im letzten Jahr privat das 10-tägige Bachfest in Leipzig besucht – und waren einfach nur begeistert. Das bekannte Musikfestival bietet in mehr als 100 einzelnen Veranstaltungen in verschiedenen Kontexten Werke von J. S. Bach. Für dieses Jahr hat KMD Friedemann Engelbert die Einladung erhalten, dort mit seinem Chor einen Auftritt zu bestreiten. „Es ist eine große Ehre und etwas ganz Besonderes, in der Nikolaikirche, einer der Wirkungsstätten von Johann Sebastian Bach, auftreten zu dürfen. Das ist nur Profis vorbehalten - und Laien, die gut sind“, erklärt Engelbert nicht ohne Stolz und berichtet, wie die Verbindung zustande kam. Im letzten Jahr gab es zum 60. Jubiläum der Haller Bach-Tage eine Veranstaltung, in der der Leipziger Bachfest-Intendant Prof. Dr. Michael Mau einen Festvortrag hielt. Er zeigte sich beeindruckt von der Musikveranstaltung zu Ehren Bachs in der Lindenstadt, die nach Greifswald und Münster zu den ältesten gehört - in Leipzig wurde damit erst 1999 begonnen. „In einem Gespräch im Restaurant Taverne hat er uns dann eingeladen“, so Engelbert.
65 Chormitglieder – das entspricht 90 % des Ensembles – werden sich am 19. Juni auf den Weg machen und vier Tage in Leipzig verbringen. Am 21. Juni ist das Konzert in der bekannten Kirche geplant. „Unser Auftritt wird in eine Gottesdienstform eingebettet sein und ca. 40 Minuten dauern. Orchester und Solisten werden vom Bachfest gestellt“, erläutert Engelbert. Das Thema des Bachfestes lautet „Transformation“. Passend dazu hat Engelbert neben einer Messe von Buxtehude, „Nun danket alle Gott“ von Altnikol, die Kantate 79 „Gott der Herr ist Sonn und Schild“ von Bach sowie eine kleine Motette von Cornelius ausgewählt.
Neben den wöchentlichen Proben gab es jetzt eine Sonderprobe. An einem Samstag wurden die Werke drei Stunden intensiv einstudiert – mal im Sitzen, mal im Stehen. Ein Metronom gab den passenden Takt vor. Nicht unanstrengend, aber ein aufmunterndes „Das wird schon“ oder ein lobendes „Das war schon richtig gut“ des Chorleiters waren Motivation genug, die Stimmung im Martin-Luther-Haus war harmonisch und gelöst.
Neben langjährigen Chormitgliedern wie Michael Kuhnen, dessen Sohn Fabian fünf Jahre im Thomanerchor mitsang und ihm daher Leipzig nicht fremd ist, wissen die Jüngsten im Chor noch nicht, was da auf sie zukommt. Aber die Aufregung hält sich in Grenzen. „Wir lassen das auf uns zukommen und freuen uns sehr auf den Auftritt“, so Ann-Sophie (14), Charlotte (16) und Hannah (16).
Wer sich für das Kantaten-Konzert des Bach-Chors interessiert, aber nicht nach Leipzig reisen kann, kann am 14. Juni in den Genuss zu kommen. Dann tritt der Chor in der St. Johanniskirche unter dem Thema „Auf dem Weg nach Leipzig“ auf – mit dem Orchester „La Réjouissance“ und mit eigenen Solisten: Joana Kuska (Sopran), Martina Hirsch (Alt) und Martin Ahlemeyer (Bass). Karten gibt es über www.haller-leben.de oder unter der Rufnummer 05201-183 338. -dag-