Im Kirchenkreis Halle finden in der Zeit zwischen Mai und Juli acht besondere musikalische Gottesdienste statt. Wie bereits 2013 und 2017 betreten Gemeindechöre mit ihren Pfarrern und Pfarrerinnen sozusagen fremdes Terrain und gestalten jeweils einen Gottesdienst in einer anderen Gemeinde. Die Organisatoren der Veranstaltungsreihe Annette Petrick (Steinhagen), Ursula Schmolke (Bockhorst), Andreas Schnell (Borgholzhausen), Hadlef Gronewold (Versmold) sowie Friedemann Engelbert aus Halle haben von barocken Motetten bis zu zeitgenössischer moderner Musik unterschiedlichste Werke zusammengestellt.
„Wir sind dankbar, dass wir aus so einem Reichtum an Chören schöpfen können“ so Annette Petrick. Der Wunsch sei, durch gute Begegnungen und berührende Musik den Zusammenhalt und Glauben zu stärken.
Wie das aussehen könnte, zeigte der Gottesdienst in der Dorfkirche Bockhorst. Dort war Cantus Jakobi aus Werther zu Gast und begeisterte die Zuhörer mit Motetten nach Psalm 117 von Johann Vierdanck („Lobet den Herren, alle Heiden“), Psalm 8 von Johann Staden („Herr, unser Herrscher“) und Psalm 73 von Georg Philipp Telemann („Das ist meine Freude“). Begleitet wurden sie von den Instrumentalistinnen Mareike Osthus, Birgit Schröter von Knebel (beide Violine) und Anna Mönks am Cello.
Der 8. Psalm, der die Frage „Was ist der Mensch?“ stellt, stand besonders im Vordergrund. Pfarrer Hartmut Splitter zitierte das lateinische Wort „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“. Er bringe unsägliches Leid, Gewalt und Grausamkeit. Kann er sich also zum Alleinherrscher erklären? Nein, es ist Gott, der die Menschen hochachtet. Er traut uns zu, die Schöpfung zu pflegen. Nicht der Mensch selbst, sondern Gott macht ihn groß. „Ein Psalm, der von Würde und Menschlichkeit handelt“, schloss Pfarrer Splitter.
Ganz nach dem Motto „Musik verbindet“ bat Kantor Andreas Schnell nach dem Gottesdienst die Besucher, gemeinsam mit Cantus Jakobi im Altarraum „Alta Trinita beata“, ein Kirchenlied aus Italien, zu singen. In der kleinen Kirche hörte sich diese „Zugabe“ berührend an und von den Besuchern, die dem Singen das Zuhören vorgezogen hatten, gab es den verdienten Applaus.
Die Musik und der Predigttext gaben Anlass zum Austausch. Der war nach dem Gottesdienst möglich – bei einer Tasse Kaffee im Gemeindehaus oder vor der Kirche. Das schöne Wetter lud geradezu dazu ein, sich an der frischen Luft aufzuhalten und dort den Vormittag ausklingen zu lassen.
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