Es ist ein Experiment, auf das sich das Vorbereitungsteam des ersten Frauenmahls im Kirchenkreis Halle eingelassen hat. Zum ersten Mal haben Vertreterinnen des Kirchenkreis Halle, der Frauenarbeit im Gustav-Adolf-Werk (GAW) und der Regionalstelle Gütersloh der Ev. Erwachsenenbildung gemeinsam eine solche Veranstaltung geplant – und zum ersten Mal wurde die St. Johanniskirche in Halle zum Schauplatz eines Drei-Gänge-Menüs.
Das Experiment ist gelungen, das Bestätigen auch die 68 Frauen, die zum ersten Frauenmahl gekommen sind – und die weiteren fast 20, die noch auf der Warteliste stehen. „Wir sind überwältigt von dieser Nachfrage und Resonanz, wir waren unglaublich schnell ausgebucht“, sagt Kirsten Potz von der Frauenarbeit des GAW, die auch die Moderation des Abends übernommen hat.
Das Motto „Brot und Rosen – Her mit dem ganzen Leben!“ zog sich dabei als roter Faden durch Menü, Dekoration, Impulse und Programm. Ein Abend voll Musik und Poesie, mit guten Gesprächen und gutem Essen, beeindruckenden Gästen und inspirierenden Gedanken rund um das, was lebensnotwendig ist: Brot und Rosen, Menschenwürde und Lebensfreude wartete auf die Besucherinnen.
Bei einem alkoholfreien Rosen-Aperitif wurden erste Kontakte geknüpft und bestehende aufgefrischt. Die Pianistin Ching-Ho Chuang stimmte musikalisch auf den Abend ein, bevor Kirsten Potz (Frauenarbeit GAW) und Petra Isringhausen (Frauenarbeit Kirchenkreis Halle) die 68 Frauen begrüßten, die erwartungsvoll in die St. Johanniskirche gekommen waren. Annette Muhr-Nelson (Frauenarbeit GAW) setzte den ersten Impuls mit Gedanken von und zu Dorothee Sölle, der großen Poetin und Theologin: „So viel, so viel du brauchst, gibt Gott und noch viel mehr, und Glück strömt, wo du teilst, dein Vorrat reicht, es wird nie leer“.
Bei einem Drei-Gänge-Menü ging es in den Tischgesprächen nach weiteren anregenden Impulsen um das, was das Leben lebenswert und schön macht.
Die Frauenschule setzte das erste kulinarische Highlight mit der Vorspeise - süßem und salzigem Gebäck aus den Herkunftsländern in Osteuropa und dem Nahen Osten. Die Frauenschule ist eine Initiative aus Versmold unter Leitung von Pfarrerin Anja Keppler. Sie hilft geflüchteten Frauen, sich im deutschen Alltag zurechtzufinden und sich gegenseitig Kraft zu geben. Rasha Alali aus Syrien und Marieta Khachaturyan aus Armenien berichteten über gelungene Integration mit viel Wärme und Lebensfreude. Und sie erinnerten daran, dass viele Frauen auf der Welt in prekären Verhältnissen leben. „Jede Frau verdient eine Rose, aber manche haben noch nicht einmal Brot“, sagte Marieta Khachaturyan.
Als einziger Mann beim Frauenmahl war Uwe Kennemund mit dabei. Der Frisörmeister leitet die Barber Angels Brotherhood OWL, die kostenlos Bedürftigen die Haare schneidet. Zusammen mit seiner Kollegin Tanjana Worgull, genannt „Tatti“, berichtete er über ihre Motivation: christliche Nächstenliebe. Frei nach dem biblisch inspirierten Sprichwort „Geben ist seliger als nehmen“ empfinden die Beiden „Geben macht glücklicher als nehmen“.
Nach dem Hauptgang mit Kürbisravioli sorgte auch der Bericht der Bielefelder Diplom-Sozialpädagogin Ines Eckmann-Weduwen für Gesprächsstoff. Sie erzählte von ihren Erfahrungen im Nähprojekt NAOMI bei Thessaloniki und der Casa Base, die geflüchteten Frauen eines Containerdorfs einen geschützten, wohltuenden Raum bietet. Die Frauenarbeit des Gustav -Adolf-Werks unterstützt beides mit seinem Jahresprojekt Griechenland.
„Das war sehr informativ – und die Atmosphäre hier in der Kirche war besonders, dazu gute Gespräche und gutes Essen. Mir hat es richtig gut gefallen“, sagt Teilnehmerin Bettina Schneider-Drees. Und auch die Organisatorinnen sind zufrieden. „Da wird es bestimmt eine Wiederholung geben – und mit unseren Kooperationspartnern von der Regionalstelle Gütersloh der Ev. Erwachsenenbildung und der Frauenarbeit des Gustav-Adolf-Werks hat das wunderbar funktioniert, wir werden sicherlich in Zukunft wieder zusammenarbeiten“, sagt Kerstin Panhorst, Öffentlichkeitsbeauftragte des Kirchenkreises. Ein großer Dank geht dabei auch an die vielen helfenden Hände, vor allem aus der Kirchengemeinde Halle, die beim Auf- und Abbau, der Organisation und vielem mehr unterstützt haben.
Und da viele Teilnehmerinnen den höheren Solidarbeitrag bezahlt, aber nur wenige diesen in Anspruch genommen haben, ist am Ende sogar ein Plus unter der Abrechnung zu sehen. „Diesen Gewinn behalten wir natürlich nicht, sondern geben ihn als Spende an die vorgestellten Projekte weiter“, erklären die Gleichstellungsbeauftragte des Kirchenkreises Sabine Panneke und Pfarrerin Petra Isringhausen von der Frauenarbeit im Kirchenkreis zusammen mit Maxie Kordes von der Ev. Erwachsenenbildung.