„In den Psalmen heißt es: Lobt den Herrn mit Zimbeln, Harfen, Pauken und Trompeten. Diesem Auftrag kommen wir jetzt nach. Wir nehmen Bass-Gitarre statt Zimbeln, Schlagzeug statt Harfe, Percussion statt Pauke – die Trompete bleibt. Loben heißt feiern – worauf warten wir noch?“, fragte Marcel Friesen das Publikum im Gemeindehaus Werther. Der 33-jährige Pfarrer aus Steinhagen hatte zusammen mit dem CVJM Werther ein Experiment mit dem Titel „Groove – Konzert meets Kirche“ gestartet und so viel darf hier schon verraten werden: das neue Format kam gut an!
Für den Versuch, Kirche kreativer zu gestalten und neu zu erleben, hatte er für den musikalischen Teil die neun Profimusiker ‚Mr. & Mrs. Finish Line‘ gewinnen können, er selber gestaltete den gottesdienstlichen Rahmen. Dazu gehörten Gebete zum Fallenlassen, um Gott Danke zu sagen oder der Bitte um Hilfe in schwierigen Zeiten. Er brachte die Liedtexte zusammen mit seiner Sicht auf Gott und die Welt. Er nutzte die Songs für Anknüpfungspunkte zum Glauben, Zweifeln und Verzweifeln. Friesen berichtete, dass er während seines gemeinsamen Vikariats in Werther mit Dominic, dem Bruder des Keyboarders Julian, auf die Gruppe aufmerksam wurde.
In einem Interview mit Band-Mitglied Lutz gingen beide auf Berührungspunkte der Songs zur Kirche ein. In den Musikstilen Soul, Jazz und Gospel gebe es viele spirituelle Anteile. „Gospel spiegelt sich bei Funk Musik wider. Funk ist ekstatisch wie bei ‚Crazy‘, aber auch nachdenklich wie bei ‚Wait for the Moment‘“, waren sich beide einig.
Schon beim Eintreten in den Gemeindesaal merkte man, dass es sich hier um keinen gewöhnlichen Gottesdienst handeln konnte. Auf der Bühne Instrumente für neun Musiker, eine besondere Ton- und Lichttechnik, Stehplätze für die Besucher. Für Ältere standen Stühle bereit, die Jüngsten machten es sich, mit Kopfhörern versehen, auf den Lautsprecherboxen bequem oder vergnügten sich in der Spielecke. Jeder sollte sich wohlfühlen - und tat es auch. Von zwei Monaten bis über achtzig Jahren – es war eine Veranstaltung für alle Generationen. Mehr als 100 Zuhörer hatten sich auf dieses Experiment eingelassen. Damit war Marcel Friesen zufrieden, wünschte sich allerdings bei einer Wiederholung – und die soll es auf jeden Fall geben - gern mindestens 150.
Die neun jungen Musiker, Studierende der Musik an der Uni sowie der Hochschule Osnabrück, wussten dank ihrer langjährigen Bühnenerfahrung auf jeden Fall zu überzeugen. Ihre Liebe zum modernen Funk-Sound und der 2011 gegründeten amerikanischen Band ‚Vulfpeck‘ zeigten sie mit viel Spielfreude. Ihre gute Laune, besonders der Sängerinnen Farina und Miriam, war einfach ansteckend. So verwunderte es auch nicht, dass das Publikum ab dem ersten Titel „Animal Spirit“ klatscht, wippt, tanzt – alles war ausdrücklich erwünscht. „Freak out” oder “Ain’t no mountain high enough” – Schlag auf Schlag ging es weiter. Max, Leo, Tim, Tjaak, Maxim, Julian und Lutz wechselten je nach Song auch schon mal die Instrumente – denn für ihre immer neuen Interpretationen erwiesen sich die Musiker als Multiinstrumentalisten. Nach dem offiziellen Teil und einer kurzen Verschnaufpause hieß es für eine weitere Stunde „Let’s go!“ – mit Live-Musik vom Feinsten. -dag-