Werther – Die Ökumenische Flüchtlingsinitiative Werther (ÖFI) rief zu einem Fachtag „Flüchtlingsarbeit war gestern – was kommt morgen?“ und 45 Teilnehmende aus 14 ostwestfälischen Kommunen kamen, um gemeinsam über die veränderten Anforderungen für ehren- und hauptamtliche Begleiter von Geflüchteten nachzudenken. Pfarrer Joachim Poggenklaß vom Ökumenischen Netzwerk Bielefeld zum Schutz von Flüchtlingen sowie dem Netzwerk Asyl in der Kirche NRW informierte in seinem Impulsreferat über die gesetzlichen Bedingungen seit der Gründung der BRD und aktuelle Veränderungen wie die Asylpakete I und II. In seinem Grußwort erinnerte Synodalassessor Dirk Leiendecker an die Einzigartigkeit eines jeden Menschen und die Unveräußerlichkeit der Menschenwürde.
In etlichen Arbeitsgruppen diskutierten die Teilnehmenden über die Herausforderungen bei der Begleitung von Geflüchteten in einem sich verändernden politischen Klima und stellten sich sehr persönlich der Frage: „Von der Willkommens- zur Abschiebekultur?" Unter der Leitung des Wertheraner Dipl.-Psychologen Bernd Trenner beleuchteten betroffene Helferinnen und Helfer ihre eigene Situation in Begleitung von Ausweisung, Abschiebung und einem zuerst ausgesetzten, nun minimal zugelassenen Familiennachzug von 1.000 Personen pro Monat. Mit Flüchtlingsberater und Ehrenamtskoordinator Stefan Schemmann diskutierten etliche Fachtagbesucher über die Übergänge von der Flüchtlings- zur Integrationsarbeit am Beispiel von Patenschaften.
Nach der Mittagspause berieten Kathrin Dallwitz, Fachberaterin für Psychotraumatologie und Frederike Schleiermacher, beide vom Psychosozialen Zentrum für traumatisierte Flüchtlinge in Bielefeld, angesiedelt beim AK Asyl e.V., die Fachtagungsteilnehmenden über die Herausforderungen und eigene Gefahren in der psychosozialen Begleitung von traumatisierten Geflüchteten. Über die sich aktuell verschärfenden Bedingungen beim Kirchenasyl und die Verteidigung der Menschenrechte im Einzelfall berichtete am Nachmittag erneut Pfarrer Joachim Poggenklaß. Die einladende Ökumenische Flüchtlingsinitiative stellte sich mit ihren verschiedenen Angeboten vor: Neben wöchentlich stattfindenden Sprach- und Nähtreffs sowie einem Frauencafé gibt es regelmäßige Angebote wie die Fahrrad- und Kommunikationswekstatt, ein Internationales Frühstück und einen Austausch über das Leben in Deutschland in Verbindung mit gemeinsamen Freizeitaktivitäten.
Mitveranstalterin und Ehrenamtskoordinatorin bei der Diakonie Halle, Birgit Wolf, zog ein rundherum positives Fazit und möchte das wichtige Thema "Strategien gegen Stammtischparolen", in einer nicht zustande gekommenen Arbeitsgruppe von Beatrix Eulenstein, Pfarrerin für sozial-diakonische Aufgaben im Evangelischen Kirchenkreis Halle, in den nächsten Monaten unbedingt erneut auf die Agenda setzen. (CG)