Werther – „Ein Küster ist für fast alles zuständig in der Gemeinde, außer für die Verkündigung“, sagt Wolfgang Plath auf die Frage, wie er seine Erfahrungen in 16 Jahren im Küsteramt nachträglich beschreiben möchte. Das Berufsbild des Küsters befindet sich schon seit Jahren in einem dramatischen Wandel – und trotzdem schaut Wolfgang Plath zurück und sagt: „Ich habe das alles sehr gerne gemacht!“
Da ist es gut, dass der Küster nicht ganz aus dem Gemeindeleben geht. Er bleibt von Montag bis mittwochs als Rentner seinen Aufgaben erhalten und sein Nachfolger, Jürgen Kortwittenborg, freut sich, dass die Einarbeitungszeit noch eine Weile länger dauern darf. Die Chemie zwischen den Beiden stimmt.
Schaut man in die Biografie von Plath, so ist der geborene Haller in Steinhagen aufgewachsen. Er bezeichnet es als eine gute Fügung, dass er schon früh zum CVJM gefunden habe, bevor er eine Feinmechaniker-Lehre bei Dürkopp in Bielefeld begann. Später wechselte er dann zu FAG nach Künsebeck und spezialisierte sich auf sehr kleine Feinmechanik. „Eine drei Millimeter große Schraube war schon groß“, so Plath. 32 Jahre seines Lebens hat Wolfgang Plath in dieser Branche gearbeitet. Seinen Zivildienst musste der junge Mann nie antreten, obwohl Rudi Klenke ihn in Ascheloh gerne als Zivildienstleistenden gehabt hätte. Der Einsatzbefehl ist nie gekommen.
Mit Wilfried Sarhage erlebte Wolfgang Plath schöne Reisen, etwa nach Berlin-Weißensee zum deutsch-deutschen Austausch oder dann auch als Mitarbeiter nach Spiekeroog. Bald lernte er seine Frau Barbara kennen und lieben, und so wurde 1978 geheiratet. Zwei Kinder und mittlerweile drei Enkelkinder in der Nähe der Großeltern sind ein großes Glück.
Der industrielle Wandel war letztlich der Auslöser für den Eintritt ins Küsteramt. Als väterlicher Betreuer begleitete Plath eine CVJM-Jugendgruppe 2002 zum „Christival“ in Kassel. „Wir waren begeistert“, erinnert sich der Fastrentner. In einem Essenszelt im Baunatal hörte er von seinem Sohn Sebastian von der vakanten Küsterstelle in Werther – diese Idee ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Zum heutigen Jugendreferenten Volker Becker sagte Plath: „Ich glaube, das überlege ich mir!“ Nach eingehender Abstimmung mit seiner Frau bewarb Wolfgang Plath sich und bald schon sind sie in die Dienstwohnung neben Kirche und Gemeindehaus eingezogen.
Bald schon wurde klar: Küster sein ist ein Job rund um die Uhr. „Wenn wir mal Urlaub brauchten, sind wir verreist. Unsere Verwandtschaft in Greetsiel war immer ein favorisierter Fluchtpunkt“, so Plath. Wandern und Fahrrad fahren über den Deich machten den Kopf wieder frei und Lust auf ein weiteres Stück Arbeit in Werther. Auch Krabbenpulen fand damals noch nicht in Marokko statt...
In den Norden hat es die Plaths immer schon gezogen, fast bis zum Nordkap hat es auch schon geklappt. In die Richtung gehen auch die Träume für bald ruhigere Zeiten.
Versucht man das Aufgabengebiet eines Wertheraner Küsters zu beschreiben, geht es weit über Kirche und Gemeindehaus hinaus. Neben den Gottesdiensten und einem vollgestopften Belegungsplan für das Gemeindehaus erinnert sich Plath besonders gerne an Führungen mit KiTa-Gruppen bis in den Kirchturm zu den Glocken hinauf. Im Glockenturm haben schon Turmfalken gebrütet und Dohlenkinder werden hier auch groß. Da muss der Küster schon mal als Engel fungieren, wenn das Nest zwischen Hammer und Glocke gebaut wurde. „Dann passt auch schon mal die Uhrzeit nicht so ganz“, schmunzelt Wolfgang Plath. Weitere tierische Bewohner sind Fledermäuse und Mauersegler, fast wird der Küster dort zum Zoodirektor.
Auch die Grünanlagen bis zum Haus Tiefenstraße und die Wartung der Kegelbahn dort, gehörten immer in die Verantwortung des umsichtigen Küsters. Bei der Restaurierung der vielen Mauermeter um Kirche und Pfarrgarten machte Plath auch die Bekanntschaft mit dem früheren Umweltbeauftragten der Stadt, Werner Schröder. „Der wollte keine fest verschmierte Fugen, den Mikroorganismen zuliebe“, habe man sich dann nach langen Beratungen auf die gute Mitte geeinigt, so Plath.
Zurückblickend ist sich Wolfgang Plath in einem ganz sicher: „Das gute Klima zwischen den unterschiedlichsten Menschen machen und machten die Arbeit erst möglich. Ich konnte fast immer ausgleichend eine gute Lösung für Alle erreichen.“
Gemeinsam mit seinem Nachfolger Jürgen Kordwittenborg und den beiden Presbyterinnen, der scheidenden Sigrid Ellerbrake und der neuen Karin Hirth wurde Wolfgang Plath am 1. Sonntag nach Epiphanias feierlich mit einem Gottesdienst und anschließendem Empfang im Gemeindehaus verabschiedet. Die vielen Besucherinnen, Besucher und Gäste waren sich in einem ganz einig: Wie gut, dass Wolfgang Plath noch nicht ganz geht! (CG)