STEINHAGEN – Auf den ersten Blick verwirren die überwiegend blauen Fenster im Kirchsaal des Johannes Busch-Hauses Besucherinnen und Besucher. „Wir hören Ablehnung und Begeisterung für die modern gestalteten Fenster“, gibt Pfarrerin Dagmar Schröder zu. Aber auch alle Nuancen dazwischen. Sie stellen die sieben Tage der Schöpfung dar und begleiten die Gemeinde im Johannes-Busch-Haus nun seit 20 Jahren. Aus diesem Anlass holte ein Team um Dagmar Schröder die Erklärungen von damals wieder raus und gestaltete einen festlichen und informativen Gottesdienst rund um die sieben Fenster.
Als Pfarrerin Dagmar Schröder ihren Dienst als Pfarrerin im Bezirk des Johannes-Busch-Hauses antrat – im Dezember 1998 –, wurden gerade die letzten Fenster eingebaut. Sie erinnert sich: „Als ich mich in Steinhagen bewarb, waren da nur weiße Scheiben. Es war ein kaltes Licht.“ Jetzt dominiert das Blau der Schöpfungsfenster, die als zweite Schicht vor eine weiße gesetzt wurden. Entworfen hat sie die Künstlerin Christine Triebsch, Professorin in Halle/Saale. Alle Fenster sind aus 16 Kästen zusammengesetzt. Sie zeigen immer das gleiche Bild.
Die Fenster bauen strukturell aufeinander auf – beschreiben den Weg von der öden Erde, die Gott im Schöpfungsakt zur Fülle führt. Vom ersten bis zum siebten Bild nimmt das Blau auf den Fenstern zu, gelb, rot und schwarz kommen hinzu. Der Zyklus beginnt mit dem Fenster neben der Orgel – auf dieser Seite sind zwei Fenster – und endet genau gegenüber auf der Kanzelseite. „Genial ist, dass die ersten beiden Fenster nach Osten gehen, hier scheint morgens auch die Sonne hinein“, sagt Dagmar Schröder zu einer besonderen Symbolik. Christine Triebsch sei, so Schröder, bei der Gestaltung nicht durch religiösen Gedanken geleitet worden. „So entsteht ein Spannungsfeld zwischen weltlicher und theologischer Ausdeutung“, erläutert Schröder.
„Licht bringt Ordnung, denn Helligkeit und Dunkelheit machen die Tageseinteilung möglich“, fasst Schröder Triebschs Leitgedanken zusammen. Außerdem habe die Künstlerin ausschließlich mit den Grundfarben Blau, Rot, Gelb und Schwarz sowie Weiß als Fülle der Farben gearbeitet. Und schließlich gebe es keinen Anfang und kein Ende. Das Wiederkehrende zeichne die Fenster aus – das widerspreche dem christlichen, auf die Ewigkeit Endziel gerichtetem Denken. Deutlich werde jedoch im siebten Fenster, dass die Schöpfung vollendet sei. Jetzt gehe es von der Arbeit zur Ruhe.
Dagmar Schröder weiß, dass sich manche Gemeindeglieder nicht in den Fenstern wiederfinden, manche mit der Zeit und der Beschäftigung mit ihnen sich den Aussagen annähern. Sie selbst sagt sehr klar, „Ich finde, die Fenster sind genau richtig für diesen Raum. Sie vermitteln: Wir feiern hier Gottesdienst.“ Einerseits, weil sie in allen Fenstern auch die Kreuzform entdeckt. Andererseits weil das sechste Fenster die Menschwerdung zeigt und ihrer Meinung nach darin die Verbindung zu Jesus Christus herstellt.
Zum Ende des Predigtteils wird deutlich, dass es nicht nur sieben, sondern zehn Fenster sind. Weitere drei befinden sich im hinteren Teil des Raumes, der die so genannte Bühne des Kirchraumes ist. Hier sind im Weiß Buchstaben und Worte erkennbar. „Am Anfang war das Wort“ verbindet die Schöpfungsgeschichte durch die Predigten mit den Menschen heute. fra
Die Geschichte der Fenster
Ursprünglich waren die Fenster des Johannes Busch-Hauses aus Glasbausteinen. Als das Presbyterium 1992 die Sanierung des Gemeindehauses in Angriff nahm, beschloss es auch die künstlerische Veränderung. Über die Paderborner Glasmalerei Peters entstand der Kontakt zur Künstlerin Christine Triebsch. Sie leitete damals an der Kunsthochschule Halle/Saale die Studienrichtung „Bild, Raum, Objekt, Glas“, war sogar 2014 Prodekanin des Fachbereichs Kunst. Beim Erntedankfest 1997 wurden die ersten drei Bilder eingeweiht. Am 24. Januar 1999 waren die sieben komplett und wurden im Gottesdienst vorgestellt. Der damalige Baukirchmeister Ulrich Bardehle hat sich sehr für die Fenster eingesetzt, die etwa 58.000 Mark gekostet haben. „Das Johannes Busch-Haus hat Herrn Bardehle viel zu verdanken“, betont Pfarrerin Dagmar Schröder. (fra)