HALLE – Nach 16 Jahren im lippischen Lemgo und in seinem 50. Lebensjahr wollte Friedemann Engelbert noch einmal etwas Neues machen. Schon seit längerer Zeit hatte er die Kirchenmusikerstelle in Halle im Auge, denn er wusste, dass sein früherer Orgellehrer Martin Rieker im Frühjahr 2019 in den Ruhestand gehen würde. Seine Bewerbung war erfolgreich, und jetzt freut sich der Kirchenmusikdirektor über seinen Dienstbeginn am 1. Mai.
Einerseits will er die große Linie von Martin Rieker fortsetzen, andererseits auch neue Ideen einbringen. Zum Beispiel gelegentlich die Musik statt in der Kirche auf dem Kirchplatz erklingen lassen. Oder die Kinderchorfreizeit in jedem Jahr über eine Woche statt alle zwei Jahre über zwei Wochen anbieten.
Für die Kinder schlägt Engelberts Herz besonders. Schon im vorigen Oktober, also ein halbes Jahr vor offiziellem Dienstbeginn, hat er einen Brief an alle Mädchen und Jungen im Kinderchor geschrieben und sie zu Chorproben schon ab März statt ab Mai sowie zu einer Freizeit im Sommer eingeladen. In Lemgo war Friedemann Engelbert zu einem Drittel seiner Arbeitszeit als Musiklehrer an einem Gymnasium tätig und leitete den Schülerchor und das Schulorchester, außerdem unterrichtete er zwei Klassen im Fach Musik. Jetzt ist er froh, mit einer vollen Kirchenmusikerstelle in Halle keine Schulnoten mehr vergeben zu müssen, sondern sich ganz den musikalischen Noten widmen zu können. Er will die Menschen mit der Musik und für die Musik begeistern.
Schon für Samstag, 8. Juni, lädt der neue Kirchenmusikdirektor zu einem Orgelkonzert in die St. Johanniskirche ein. Und von seiner außergewöhnlichen Gesangskunst konnte sich der Bach-Chor der Johanniskantorei im Februar überzeugen, als er die großen Chorwerke mitgesungen hat, und das als Altus. Er stand neben der stellvertretenden Leiterin der Haller Musikschule, Birgit Schröter, und die sang die Alt-Stimme.
Die seltene Fähigkeit, als Mann die Alt-Stimme singen zu können, hat Engelbert während seines Gesangsstudiums von 1997 bis 1999 gelernt. Damit er nicht aus der Übung kommt, singt er gelegentlich im Kammerchor Stuttgart, den er auch für die Haller Bach-Tage 2020 gewonnen hat.
Von Anfang an ist Friedemann Engelbert das Leben in und mit der Kirche vertraut. Er ist in einem Pfarrhaus in Bielefeld-Sennestadt aufgewachsen und hat an der Hochschule für Kirchenmusik in Herford studiert, nicht nur bei Martin Rieker, sondern auch bei Professor Burghard Schloemann, dem früheren langjährigen Haller Kirchenmusiker.
Nach dem Studium teilte er sich von 1999 bis 2003 mit seiner Frau Anne Engelbert-Riepe die Kirchenmusikerstelle in Versmold und wechselte dann ins lippische Lemgo in die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Nicolai. Dort wohnt einstweilen noch die Familie mit ihren beiden Töchtern. Beruflich kehrt Friedemann Engelbert nach Ostwestfalen zurück und ist hier schon von vielen Menschen mit offenen Armen und vielen Vorschusslorbeeren empfangen worden. „So jemanden wie Friedemann Engelbert brauchen wir hier.“ Einen besseren Willkommensgruß als diesen von Pfarrer Burkhard Steinebel kann sich der neue Mann für Halle wohl kaum wünschen. (uw)