HALLE – Artur Gerber ist ein Mann, der es nicht gerne hat, wenn viel Aufhebens um seine Person gemacht wird. Deshalb legte er zum Ende seiner Schaffenszeit in Halle alle Jubiläen zu einer Feierstunde zusammen und lud vor allem Mitarbeitende, Leitungskollegen und langjährige Weggenossen zur Feierstunde ins Haus des Kirchenkreises ein. Ingo Hansen, Geschäftsführer der Diakonie, machte sich zur Würdigung Gerbers auf eine Spurensuche der segensreichen Arbeit in der so wichtigen psycho-sozialen Beratung für Schuldner und von Insolvenz bedrohten Menschen.
Artur Gerber aus Kleinenbremen, Porta Westfalica, ging als junger Mann nach Bielefeld, um dort Diplompädagogik und Soziologie zu studieren. Nach dem Examen schrieb der wissbegierige Mann sich dann noch für Sozialarbeit und Betriebswirtschaftslehre ein. Auch dieses Studium krönte er mit einem Diplom. Schon in einer AB-Maßnahme in Bielefeld begleitete Gerber in Schulden geratene Menschen. Nach einer Fortbildung bei der DAA zum Informatik-Pädagogen im Bereich Datenverarbeitung bewarb sich Artur Gerber auf die ausgeschriebene Stelle in Halle.
„Das war ein echter Glücksfall“, schwärmte Ingo Hansen in seiner Laudatio bei der Verabschiedung in den „wohl verdienten Ruhestand“ Artur Gerbers. Der Kreis Gütersloh hatte 1993 entschieden, dieses neue, sensible Arbeitsfeld nicht den Sozialämtern, sondern für den Nordkreis dem Evangelischen Kirchenkreis Halle zu übertragen. „Das war der Startschuss“ für die strukturelle und menschliche Begleitung für Menschen, die Schulden abzutragen hatten, so Hansen. In diesen ersten Jahren habe Gerber „enorm etwas bewegt“, zumal als Einzelkämpfer. Artur Gerber suchte und fand Unterstützung, sowohl durch den Kreis, aber vor allem bei Kollegen aus Bielefeld und dem Kreis Lübbecke. „Man braucht Supervision als Einzelkämpfer“, ließ der Jubilar die frühen Zeiten Revue passieren.
1999 trat die neue Insolvenzverordnung in Kraft und der Arbeitsaufwand wuchs. Deshalb wurde mit der Einstellung von Susanne Buchner ein Team für die Schuldner- und Insolvenzberatung. Sowohl der Lebensbaum als auch der SKSM traten als Mitbewerber auf den Plan. Für eine bessere Beratungsdichte und Spezialisierung gründete sich 2007 ein Verbund-Netzwerk aus allen Beratungspartnern im Nordkreis. Personell wurde aufgestockt von drei auf 5,5 Stellen. Ein echter Rückschlag war 2013 zu beklagen, als der Kreis seine Gelder um zehn Prozent kürzte. Trotzdem schafften Gerber und seine Mitstreiterinnen unter dem Motto „Nah am Menschen“ Sprechstunden in allen Nordkreis-Gemeinden.
„Sie haben viel bewegt“, dankte Hansen dem scheidenden Gerber: Neue Mitarbeiter konnten Fuß fassen und Gerbers freundlich bestimmte Art und die vermittelnde Beratung halfen so in den vergangenen gut 25 Jahren über 3.000 Menschen in schwierigen Lebenslagen. „Wir werden sie vermissen“ – auch als einen guten Verhandler, der in Gesprächen mit dem Kreis Gütersloh immer wieder für bestmögliche Rahmenbedingungen sorgte.
Lange Zeit war Artur Gerber ein begeisterter Hermannsläufer, heute bevorzugt er das Boule- und Kartenspiel. Als Vater von mittlerweile erwachsenen Kindern freut Artur Gerber sich im Moment seines Abschiedes, dass die Jungen gerade dabei sind, erfolgreich in die eigene Berufskarriere zu starten. Als kleinen Dank überreichte Hansen neben Blumen ein Buch und einen Essensgutschein für das „GlückUndSeligkeit“, ein Restaurant in einer ehemaligen Bielefelder Kirche. Superintendent Walter Hempelmann schloss sich, ebenfalls mit Geschenken, den besten Wünschen für den Ruhestand an. Als Nachfolgerin wurde Karin Kleinert herzlich im Amt begrüßt. (CG)