Tagesbericht: Mittwoch, 17.07.2019
Nachdem wir heute morgen etwas länger schlafen konnten und erst um 8 Uhr beim Frühstück erscheinen mussten, bekamen wir von Carlos eine Führung über das 14 ha große Gelände des Hogar San Juan. Wir stellten fest, dass es mehr als nur ein Altenheim ist.
In den vergangenen Tagen bekamen wir nur die 34 Häuschen und den Speisesaal zu Gesicht. Davon sind 15 von alten Menschen bewohnt, die nicht mehr auf dem Land leben können und so Anbindung zur Stadt und zur medizinischen Versorgung haben. Die Idee hatte Pfarrer Kalmbach vor circa 50 Jahren, um den Pflegebedürftigen so lange wie möglich ein selbstständiges Leben zu ermöglichen.
In diesen Häusern – bestehend aus einem kleinen Wohnzimmer, einem Schlafzimmer und einem kleinen Badezimmer – bekommen sie Frühstück und Abendbrot. Das Mittagessen wird im gemeinsamen Speisesaal eingenommen, damit niemand vereinsamt. Mehrmals die Wochen treffen sich die Bewohner*innen zu gemeinsamen Aktionen.
Die Menschen, die sich nicht mehr alleine versorgen können, leben in einem anderen Bereich in zwei- oder drei-Bett-Zimmern.
Die Gerontopsychiatrie ist mit 12 – unter anderem an Alzheimer oder Demenz - erkrankten Menschen voll besetzt.
Die Bewohner*innen der Häuschen zahlen 26.000 Pesos im Monat und die Menschen in dem Pflegebereich zahlen bis zu 42.000 Pesos im Monat, was bei einer Rente von knapp 10.000 Pesos nicht zu bezahlen ist. Der Staat gibt zwar bis zu 26.000 Pesos pro Bewohner*in und Monat, allerdings muss das Hogar San Juan immer wieder Spenden durch verschiedene Veranstaltungen sammeln, um die Defizite möglichst gering zu halten.
Viele ehemalige Räumlichkeiten werden deshalb auch weiterhin zur Vermietung genutzt.
Früher gab es auch einige Jahre lang ein Kinderheim auf dem Gelände, um den Kindern vom Land das Kochen und Nähen beizubringen. Da es aber zu wenig Nachfrage gab, wurde das Heim nach vielen Jahren geschlossen und die Räumlichkeiten wurden an Ärzte vermietet, die in dem Altenheim arbeiteten. Seit 2016 wird dieser Teil des Hogar San Juan für Seminare genutzt.
Auf der anderen Seite werden die Gebäude des ehemaligen Internats für Hochzeiten oder ebenfalls für Seminare genutzt.
Vor 50 Jahren gingen in dem Internat 70 Schüler aus ganz Misiones zur Schule und lebten dort, da sie einen zu langen Weg zur Schule gehabt hätten oder bei schlechtem Wetter die unbefestigten Landstraßen nicht hätten passieren können.
Es gab Hausaufgabenbetreuung, Kochkurse und viele weitere AGs.
Die Finanzierung lief über das Gustav-Adolf-Werk-e.V. aus Deutschland und über die Eltern, die ihre Beiträge mit Baumaterialen zahlten, um die Schule ausbauen zu können.
Mit dem Geld, das übrig blieb, wurde ein Schwimmbad gebaut, welches immer noch von November bis April von der Öffentlichkeit sowie den Bewohnerinnen und Bewohnern des Altenheims genutzt wird.
Vor 25 Jahren wurde die Schule aufgrund von geringer Nachfrage geschlossen.
Die Großküche des Internats wird allerdings bis heute noch genutzt, die Erfahrung konnten wir auch am Abend machen, als wir uns mit den Jugendlichen aus Eldorado getroffen haben und gemeinsam ein wunderbares Abendessen gezaubert haben.
Aktivitäten am Mittwoch
Nachdem wir unser Mittagessen draußen in der Sonne verspeist hatten, machten wir uns auf den Weg zum Kajak fahren. Wir trafen Raúl und Pamela, die uns alles freundlich erklärten. Dann sind wir zu zweit oder alleine in die Kajaks gestiegen.
Schnell hatten wir den Dreh raus und konnten alle den Fluss aufwärts paddeln, bis wir an einen kleinen Wasserfall kamen, wo wir umdrehen mussten. Der Rückweg war zwar ganz entspannt, da wir nun mit der Strömung paddeln konnten. Doch nach den zwei Stunden waren wir alle ganz schön kaputt und nass.
Den Nachmittag konnten wir frei gestalten. Um 8 Uhr abends trafen wir die Jugendlichen aus Eldorado, um gemeinsam zu essen und die ersten Kontakte zu knüpfen. An dieser Stelle haben Joana und Julia die Gelegenheit genutzt, einen Klassiker von Freizeiten zu initiieren: das Mörderspiel!
In den kommenden Tagen unserer Begegnung gibt es unter uns allen eine/n Mörder*in… niemand weiß, wer es ist. Er oder sie wandelt unter uns und hat das Ziel, so viele wie möglich von uns zu erwischen. Wir anderen haben das Ziel, den/die Mörder*in zu entlarven und hoffen daher auf Fehler oder gute Beobachtungsgabe.
Wer wird überleben? Wer ist der Mörder? Wir sind ganz gespannt, wie das Spiel enden wird!
Anne Franziska Krause/Matthias Jörke