Um halb neun starteten wir mit unserem letzten Frühstück in Misiones gemeinsam in den Tag. Eine argentinische Stunde später machten wir uns mit gepackten Taschen, Koffern und Rucksäcken mit Hilfe der öffentlichen Verkehrsmittel auf nach Posadas. Um zwölf Uhr kamen wir dann im gerade neueröffneten „templo“, wie das Gemeindehaus genannt wird, an.
Bevor wir uns mit Mitgliedern des Presbyteriums und der JUME zum Mittagessen im Raum versammelt haben, wurde der Mehrzweckraum zu einem Frisörsalon.Jedes anwesende Mädchen bekam geflochtene Zöpfe und Matthias wurde gezeigt, wie man denn am besten diese Zöpfe flechtet, allerdings eher mit geringerem Erfolg.
Im Anschluss gab es eine letzte Andacht in dieser Gruppe mit einem Reisesegen, einem symbolischen zusammengeknoteten Netz, das an die Workshops und Andachten in Eldorado angelehnt war. Es ging darum, wie wir unsere Gemeinschaft, also unser Netz, in den vergangenen Tagen gestärkt haben und auch um die erste Verabschiedung von allen Anwesenden.
Jedoch endete unser gemeinsamer Tag damit noch nicht komplett. Unsere Gruppe aus Halle verewigte sich mit Handabdrücken und gestalteten damit einen Blumenkasten an der Wand. Später werden Blumen hineingemalt werden, damit die Gemeinde uns immer in Erinnerung behalten kann. Damit wir die Jugendgruppe aus Posadas symbolisch bei uns haben, hat Sabrina für uns alle je ein Kreuz mit dem Zeichen der Kirche und der JUME genäht.
Bevor wir uns auf den Weg nach Buenos Aires machten, nutzten wir die Zeit und gingen zum Krankenhaus, weil dort die evangelische und die katholischen Kirche gemeinsam Seelsorgearbeit leisten. Von dort aus konnte man direkt auf den Paraná und Paraguay schauen.
Also machten wir uns auf den Weg an die Küstenstraße. Dort kamen wir noch einmal auf die Problematik des Staudamms zusprechen, denn auch hier, direkt am Wasser, wurden Leute umgesiedelt, damit der Fluss zum einen breiter und zum anderen die Infrastruktur ausgebaut werden konnte, besonders die großen Straßen.
Auf dem Weg zurück zum „templo“ machten wir Halt in einem Supermarkt, um uns Proviant für die Fahrt zu kaufen. Im Gemeindehaus mussten wir uns nach gefühlt mehreren hundert Bildern von den ersten Argentinier*innen verabschieden.
Ein Teil der argentinischen Gruppe begleitete uns bis zum Busterminal, denn wir fuhren wieder mit Sack und Pack im öffentlichen Bus. Als wir dort ankamen, merkten wir, dass wir viel zu früh da waren – das passiert nun einmal, wenn man „deutsch" ist und lieber zu früh als zu spät an Ort und Stelle ist. Da die Argentinier ihrem Ruf jedoch alle Ehre machten, warteten wir letztlich ca. zwei Stunden, bis wir in den Bus steigen konnten.
Zuvor kamen jedoch sehr viele traurige Emotionen hoch, weil wir uns nun endgültig und bis auf unbestimmte Zeit von all den Leuten verabschieden mussten, die wir in der letzten Woche kennen und lieben gelernt haben. Mit teilweise Tränen in den Augen stiegen wir in den Bus, der dann um halb zehn abfuhr. (Dass die Abfahrt auf halb neun angesetzt war, störte mittlerweile die wenigsten, weil wir uns schon an die argentinische Zeitrechnung gewöhnt hatten...)
Nach einer Stunde wurden wir das erste Mal – und glücklicherweise auch einzige Mal angehalten, damit wir kontrolliert werden konnten. Damit soll sichergestellt werden, dass keine Drogen oder Ähnliches über die lange Strecke geschmuggelt werden. Vorher wurde uns erzählt, dass es durchaus passieren kann, dass wir bis zu zwölf Mal in diesen 13 Stunden angehalten und durchsucht werden, teilweise auch mit Spürhunden, die in den Bus kommen und einmal an jedem Rucksack schnüffeln. Das war jedoch auf unserer Strecke nicht der Fall, sodass wir ohne größere Unterbrechungen (Matze korrigiere mich, hab viel geschlafen) in Buenos Aires ankommen konnten.
Joana Werner/Matthias Jörke