HALLE – Eigentlich sollte Mitte 2020 schon der Kindergarten-Betrieb aufgenommen werden. Doch gesetzliche Veränderungen auf Landesebene, die Kindergartenverbund-Gründung auf Kirchenkreisebene und Neuabstimmungen mit dem Kreis Gütersloh sowie zwischen Kirchengemeinde und Kirchenkreis verzögerten die konkrete Umsetzung. Superintendent Walter Hempelmann und die Geschäftsführerin des neuen KITA-Verbundes, Marlene Ens, sind sich nun sicher, dass die integrative Betreuungseinrichtung mit acht heilpädagogischen Plätzen auf einem Teil des Grundstückes der Kirchengemeinde an der Neustädter Straße bald Gestalt annehmen wird.
Für die praktische Umsetzung zeichnen vor allem der stellvertretende Superintendent Dirk Leiendecker und Sebastian Niemann aus der Bauverwaltung des Evangelischen Kirchenkreises Halle verantwortlich. Nach der Einschätzung der Genannten kann das Bauvorhaben mit einem finanziellen Gesamtrahmen von mehr als 2,7 Millionen Euro in den nächsten Monaten starten. Momentan gehe es um Auftragsvergaben und die Abstimmung der verschiedenen Gewerke. „Wie jeder weiß, hat die Bauindustrie keinen Mangel an prall gefüllten Auftragsbüchern“, so Leiendecker. Er sieht das Vorhaben dennoch auf einem zeitlich guten Weg.
Das inhaltlich anspruchsvolle Konzept einer integrativen Kinderbetreuungseinrichtung solle sich auch im Raumkonzept wiederspiegeln. Großzügiger als ein Mindeststandard und multifunktional präsentierten die Bauherren ein architektonisches Modell mit Halbrund. Große Gruppenräume, eine große und erweiterbare Bewegungshalle, ein offener Innenhof und spezielle Räume für Therapie, Küche und Mitarbeitendenbereiche, insgesamt 913 Quadratmeter umbauter Raum.
Marlene Ens und die neue Kita-Fachberaterin Heike Groß erklärten das partizipative Konzept, in das alle Beteiligte integriert werden sollen. Neben den insgesamt 60 Kindern, davon acht mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen, sind Mitarbeiter*innen, Therapeut*innen und Eltern dazu aufgerufen, sich an Entscheidungsprozessen zu beteiligen und demokratisches Handeln einzuüben. Die insgesamt 60 Plätze teilen sich auf eine Gruppe mit 20 Kindern zwischen zwei und sechs Jahren und eine Gruppe für unter Dreijährige mit zehn Plätzen auf. Sowohl in eine Gruppe mit 22 Plätzen für Kinder zwischen drei und sechs Jahren als auch in eine sogenannte heilpädagogische Gruppe verteilen sich die acht heilpädagogischen Plätze. Im Rahmen gelebter Inklusion werden auch beim Personal Menschen mit Handycap gesucht. Es wird ein frisch gekochtes Mittagessen aus einer großräumigen Küche, vom Koch zubereitet, geben, so Ens.
Der Name der KiTa „Mamre“, das heißt Gastfreundschaft, stehe für ein evangelisches Profil, so Hempelmann. „Wir wollen offen sein für andere Religionen und Kulturen und wir sind sicher, dass unsere Gesellschaft solche Räume nötig hat“, sagt der Superintendent. Erste Bewerbungen für die noch zu bauende Einrichtung lägen schon vor, so Ens und Groß. Für den hohen betreuungs- und Pflegebedarf gelten besondere Anforderungen, die für Mitarbeitende durch Fortbildungen und Zusatzqualifikationen organisiert werden sollen. Angesichts der Not der Familien in Sachen Betreuung hat die verantwortlichen schon 2019 dazu bewogen, zusätzlich zehn Plätze für unter Dreijährigen anzubieten, die auch weiterhin bestehen bleiben.
Pastor Burkhard Steinebel sagte für die Kirchengemeinde Halle, dass gewinnorientierte Nutzung des großen Grundstückes anders ausgesehen hätte. Aber, „wir verstehen die KiTa als Teil unserer Gemeindearbeit und werden auf dem Restgrundstück auch weiterhin eine Spielfläche für alle Kinder aus dem Quartier zur Verfügung stellen“. Die Kirchengemeinde investiert 366.000 € in die Betreuungseinrichtung. „Sonst hätten wir nicht so bauen können“, so Steinebel.
Hempelmann beschloss die Presse-Konferenz mit einem positiven Ausblick: „Ich bin froh über das Team, das jetzt an die Arbeit geht. Das ist doch eine gute Botschaft zum Beginn der 20er Jahre!“ (CG)