Das gemeinsame Erinnern, initiiert durch die Evangelische Kirchengemeinde sowie Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Halle und des Kreisgymnasiums Halle im Rahmen des internationalen Gedenktages zur Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, hat in Halle Tradition. Normalerweise wird es mit einem Gedenkveranstaltung in der St. Johanniskirche und einem gemeinsamen Gang zum Mahnmal begangen.
„Wir haben lange überlegt, was wir machen. Aber es ist wichtig auch ohne die Möglichkeit sich zu versammeln, auch in dieser Situation zu Erinnern“, sagt Pastor Tim Henselmeyer, der stellvertretend für die Evangelische Kirchengemeinde dieses mal alleine einen Kranz am Mahnmal niederlegte. „Im nächsten Jahr möchten wir wieder gemeinsam mit vielen Schülerinnen und Schülern diesen Tag begehen. Das ist bleibt uns wichtig!“, so Henselmeyer
Auch in Künsebeck wurde im kleinsten Kreis der Opfer gedacht. Im vergangenen Jahr wurde dort ein Stolperstein auf Initiative der Interessengemeinschaft Künsebecker Bürger (IGKB) verlegt, an der Stelle, an der vor rund 80 Jahren das Wohnhaus von Christian Schalk (1906 - 1940) gestanden hat. Aus tiefer christlicher Überzeugung verweigerte der Zeuge Jehovas den Hitlergruß und den Dienst an der Waffe. Daraufhin wurde Schalk im April 1940 inhaftiert und am 12. Juli 1940 in Berlin-Plötzensee durch das Fallbeil hingerichtet.
Anlässlich des Gedenktags der Opfer des Holocaust trafen sich Silke Fronemann vom Vorstand der IGKB und Pfarrerin Karin Hanke zur Säuberung des Steins am Künsebecker Ringofenplatz und sprachen dort gemeinsam ein Gebet. Neben dem Gedanken an die Opfer der Vergangenheit thematisierte Karin hanke dabei auch die heutige Situation: „Hilf uns, wachsam zu sein und denen zu wehren, die auch heute immer wieder anfangen, Menschen wegen ihrer Religion, Nationalität oder Rasse auszugrenzen und zu verfolgen“.
Mit der Niederlegung von einem Strauß Rosen, den Unbekannte leider bereits zwei Stunden später entwendet haben, endete die kleine Zeremonie.
„Die Steine sollen erinnern und wachrütteln und dürfen nicht aus dem Bewusstsein der Menschen verschwinden, selbst wenn dieses Erinnern aufgrund der Corona-Pandemie derzeit nicht im großen Stile erfolgen kann“, sagt Silke Fronemann.