Die Kita in Bockhorst hatte für 2020 Großes vor. Im Mai sollte das 25-jährige Kita-Jubiläum gefeiert werden, die Einrichtung wollte sich noch einmal neu rezertifizieren lassen zum „Haus der kleinen Forscher“.
Doch dann kam die Corona-Pandemie und alles änderte sich. Als eine der ersten Einrichtungen des Trägerverbundes des Kirchenkreises Halle wurde die Kita noch vor den Sommerferien durch einen Corona-Fall überrascht, doch glücklicherweise konnten sowohl eine Quarantäne wie auch eine Schließung der Einrichtung vermieden werden.
Hygienekonzepte mussten wie in allen Einrichtungen entwickelt werden, eine Maskenpflicht wurde verordnet und deren Umsetzung im Kita-Alltag organisiert werden.
Der Schwerpunkt der Kita Bockhorst lag bisher in der gruppenübergreifenden Arbeit, doch die ist nun nicht mehr möglich. Eine strikte Trennung drinnen und draußen wurde eingeführt, fast alle Aktivitäten finden nur noch auf Gruppenebene statt.
Der Balanceakt, pädagogisch gute Arbeit zu leisten und gleichzeitig die Kinder und die Mitarbeitenden vor Infektionen zu schützen sei derzeit die größte Herausforderung, sagt Christine Mescher.
„Wir sind alle von einigen Wochen ausgegangen, jetzt ist es schon ein Jahr und eigentlich ist kein Ende abzusehen und das macht etwas mit den Familien, mit den Kindern und mit uns, das ist schon eine Belastung“, erklärt die Kita-Leiterin.
68 Kinder gehen normalerweise in die Kita Bockhorst, im eingeschränkten Regelbetrieb ist derzeit noch gut die Hälfte der Kinder anwesend. „Je länger der Lockdown dauert umso mehr Kinder werden kommen müssen weil die Eltern sich nicht länger frei nehmen können“, vermutet Christine Mescher. Sie und ihre 17 Mitarbeitenden bemühen sich den Kontakt zu den zuhause bleibenden Kindern und deren Eltern zu halten über Telefonate und die Versorgung mit Beschäftigungsmaterialien.
Die Pandemie ist eine Herausforderung für alle, nicht zuletzt durch komplizierte Ausnahmeregelungen, undurchsichtige Verordnungen und spontane Änderungen der Lage. Das zeigt sich auch bei kleinen alltäglichen Dingen wie dem Händewaschen. „Es war natürlich schwierig, das am Anfang gesagt wurde man solle zweimal „Happy Birthday“ singen beim Waschen und dann plötzlich wurde Singen verboten“, erzählt Christine Mescher. Inzwischen hat die Kita auf Sprechreime umgestellt und auch andere unerwartete Nebenerscheinungen reagiert. „Es gab Kinder die aufgrund von Neurodermitis auf die Seife reagiert haben, da konnten jetzt die Eltern Creme für Ihre Kinder mitbringen mit entsprechender Erklärung der Erziehungsberechtigten“.
Generell ist die Situation für die Kinder nicht so problematisch, sie wissen, Corona ist eine Krankheit und davor müssen sich alle schützen. „Und es muss umgesetzt werden was der ‚Chef von Corona‘ sagt“, erläutert die Kita-Leiterin schmunzelnd mit Blick auf die Regierung. Natürlich wird oft gefragt wie lange es noch dauert, warum der Geburtstag nicht so wie gewohnt gefeiert werden kann oder man keine Freunde treffen darf. Dabei kommt es auch immer wieder zu humorvollen Dialogen. Mädchen, 3 Jahre alt, spricht eine Erzieherin mit Mund-Nasen-Schutz an: „Ist das deine Maske?“. Erzieherin: „Ja“. Kind: „Doof, nö?!“. Oder auch zu ganz klaren Aussagen wie „Corona soll Weg!“ (Mädchen, 3 Jahre alt).
In Gesprächen oder auch mit speziellen Bilderbüchern arbeiten die Erzieher das Thema Corona mit den Kindern auf und versuchen zugleich mit der wechselhaften Situation zu Recht zu kommen.
„Wir haben alle Planungen wieder zurück gefahren. Wir machen im Moment keine Halbjahresplanung, wir müssen situativ gucken, was ist wann möglich und dann handeln. Ich kann keine Termine mehr planen, ich weiß nicht, wohin der Weg geht“, erzählt Christine Mescher.
Gerade im Advent wurden nämlich auch die letzten Pläne durchkreuzt: Weihnachtsfeiern gab es nur noch für zwei Gruppen, bevor die anderen beiden Termine anstanden wurde die Schließung der Kitas verkündet. „Das sind Entscheidungen die einem nicht leicht fallen. Und wirklich geschlossen sind wir als Kita ja gar nicht, da wird ein falsches Bild vermittelt. Bis auf die ersten Wochen im März hatten wir durchgehend einen eingeschränkten Regelbetrieb“, sagt Christine Mescher.
Doch nicht alles an der Pandemie sei negativ, viele Familien verbringen mehr Zeit miteinander, kochen oder spielen gemeinsam. „Jetzt, wo es weniger Freizeitmöglichkeiten gibt, wer-den auch die Stressfaktoren runter gefahren. Man hat nicht mehr das Gefühl, das man etwas verpasst und das ist doch auch mal etwas Positives“.