Wie kann man gute Kinder- und Jugendarbeit unter Pandemie-Bedingungen machen? Diese Frage hat sich auch das Jugendzentrum Kampgarten gestellt.
Mehr als 200 unterschiedliche Menschen nutzen regelmäßig die Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit für den Sozialraum Borgholzhausen. Für die Besucherinnen und Besucher zwischen 10 und 27 Jahren gibt es ein Füllhorn von Angeboten: Kindercafé, Teenietreff, Spiel- und Lernzeit in Kooperation mit der Gesamtschule, ein offener Treff für 12 bis 27-Jährige, eine Mädchen- und eine Spiel- und Spaß-AG sowie einen Sonntagsbrunch auch für Erwachsene. Dazu kommen noch Ferienspiele und monatliche Ausflüge und Aktionen.
Nach den Osterferien 2020 sollte auch die mobile Arbeit in Kooperation mit der Kirchengemeinde Bockhorst so richtig losgehen. Doch dann kam Corona und alles änderte sich.
Im ersten Lockdown wurde der Raum, in dem Kinder und Jugendlich sich wohlfühlen, sich im sicheren Rahmen treffen können, geschlossen. Kein direkter Kontakt, keine tröstende Geste, keine Umarmung war mehr möglich.
„Das fällt alles weg, das ist alles nicht mehr da und das ist ein wichtiger Bestandteil der Beziehungsarbeit“, sagt Uwe Stöcker. Schnell haben der 51-Jährige und sein Team digitale Angebote ins Leben gerufen, einen Instagram Account eingerichtet und Bastelvideos ins Netz gestellt.
„Zu den Älteren haben wir in der Corona Zeit den Kontakt trotzdem nicht mehr aufrecht erhalten können“, resümiert der JUZ-Leiter. „Viele Kinder und Jugendliche, die digital nicht versorgt sind, sei es aufgrund fehlender Endgeräte oder schlechten Internetempfangs, konnten wir nicht mehr erreichen“.
Deswegen war der Diplom-Pädagoge froh, als im Juni eine Öffnung unter strengen Hygieneauflagen und mit eingeschränkten Öffnungszeiten möglich war. Da Uwe Stöcker selbst unter einer Autoimmunerkrankung leidet und zur Risikogruppe gehört, durfte er nicht in den Präsenzdienst gehen. Seine beiden Kolleginnen, die Diplom-Sozialarbeiterin Anke Speck und die Diplom-Sozialpädagogin Friederike Monscheuer gingen dafür in einen Doppeldienst um Parallelangebote für kleine Gruppen anbieten zu können.
Gemeinsam erarbeitete das Team ein neues Konzept, das Ausfallsicherheit und Kontinuität bieten sollte und fand sogar eine Lösung für die Ferienspiele. „Aber dann kam Tönnies“, erinnert sich Uwe Stöcker. Im kreisweiten Lockdown wurde das JUZ erneut geschlossen, ein paar Monate lang konnten danach wieder eingeschränkt Angebote durchgeführt werden – bis zum erneuten Lockdown im November.
Seitdem erfordert die Jugendarbeit ein ständiges Umplanen, Umdenken und Reagieren anstatt ein Agieren. „Das macht auf Dauer mürbe“, gesteht Stöcker. „Und zu wissen, dass die Kinder und Jugendlichen da genauso drunter leiden, das geht einem schwer ab“. Eine Planungssicherheit aufgrund der sich ständig ändernden Corona-Schutzverordnungen sei kaum möglich.
Momentan setzt das Team deshalb wieder verstärkt auf digitale Angebote, auf der Homepage gibt es das „Pium-Spiel“, eine digitale Schnitzeljagd, und für Ehrenamtliche werden zum Beispiel Online-Escape-Room-Spiele durchgeführt.
Diese digitalen Angebote können aber kein Ersatz für die Arbeit vor Ort sein, sondern nur eine Ergänzung, sagt Uwe Stöcker: „Wir werden nie wieder so Jugendarbeit machen können wie wir es vor Corona gemacht haben. Aber das sage ich nicht nur mit Wehmut, denn uns haben sich viele neue Möglichkeiten dadurch eröffnet, das wir gezwungen waren sie zu suchen“.
Das JUZ Kampgarten ist jeweils montags, dienstags, donnerstags und freitags von 9 bis 20 Uhr unter +49 5425 1669 oder unter +49 151 628 54 0 34 erreichbar.
Im Notfall sind die Mitarbeiter jeweils montags von 15 bis 16.30Uhr persönlich im JUZ ansprechbar sowie jederzeit über die sozialen Medien und die Homepage.