Biblische Szenen plastisch darzustellen ist rund um Weihnachten nichts Ungewöhnliches. In fast jeder Kirche und jedem christlichen Haushalt stehen mittlerweile Weihnachtskrippen. Doch wie sieht es an anderen Feiertagen aus? In Steinhagen gibt es nun auch zu Ostern eine Szenerie.
„Wir haben zu Weihnachten gemerkt was für ein Hingucker unsere Krippe ist, es sind viele Menschen gekommen um sie anzuschauen und fanden sie wirklich schön. Also haben wir uns überlegt, was wir stattdessen zu Ostern ähnliches machen können“, berichtet Gemeindepfarrerin Kirsten Schumann.
Schnell kam die Idee eines Ostergrabes auf.
Die Installation wurde bei der Firma Gehle in Auftrag gegeben, wo Olaf Orlowski das Projekt übernahm. Der Tischler hatte zuvor noch nie ein Ostergrab gebaut und arbeitete anhand eines Fotos eines Modells. Auf einer Bodenplatte von 1,60m mal 80cm ist ein Gewölbe aus einer MDF-Biegeplatte mit einem rollbaren Stein und einem Kreuz entstanden.
So ganz fern ist der Tischlerei Gehle der „Grabbau“ allerdings nicht, da sie neben der Bau- und Möbeltischlerei auch ein Bestattungsinstitut betreibt. „Wir arbeiten als Bestatter eng mit der Kirche zusammen und betreuen als Tischlerei die Kindertagesstätten und Gemeindehäuser der Kirchengemeinde, wir arbeiten schon lange eng im Verbund“, erzählt Olaf Orlowski. Der 51-Jährige hat rund fünf Arbeitsstunden in die Entstehung des Ostergrabes samt einem durch einen Dübel befestigten wegrollbaren Stein investiert. „Und unser Chef Hans Gehle hat lackiert“, berichtet der Tischler.
Ostergräber haben eine lange Tradition, die sich bis ins späte Mittelalter zurückverfolgen lässt. .Jerusalem-Pilger brachten von ihren Reisen die Idee mit, Heiliges-Grab-Bauten in Europa zu errichten. Mit den Ostergräbern sollte Gläubigen das Leiden Christi, seine Grabesruhe und seine Auferstehung in eindrucksvollen Bildern näher gebracht werden. Da damals noch nicht alle des Lesens mächtig waren, setzte man auf diese bildliche Form der Verkündigung.
Später im Barock wurden die Ostergräber eine eigene Kunstform mit aufwendig gestalteten Kulissenaltären. Ostergräber gibt es inzwischen in allen Variationen und Formen, vom hochwertigen Kunstdesign über rustikale Malerei bis zu modernen Aufbauten mit mechanischen Elementen. Die Tradition wird heute vor allem in Südtirol und Tirol zelebriert.
Auch in Steinhagen soll das Ostergrab die Geschichte Jesu näher bringen. „Man kann daran toll erklären, wo unser christlicher Glaube seinen Ursprung hat“, sagt Gemeindepädagogin Andrea Melzer. Mit dem Ostergrab könne man nun ein zentrales Element des Glaubens vorne im Altarraum präsentieren – analog zur Krippe an Weihnachten.
Das Ostergrab kann während der Offenen Kirche (donnerstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr) angesehen werden. Zunächst wird es offen sein, am Karfreitag wird es – falls es einen Gottesdienst geben wird in dessen Rahmen - geschlossen. Zu Ostern wird dann wieder das offene Grab präsentiert.
Ob in Steinhagen an Ostern Gottesdienste stattfinden werden, wird noch vom Presbyterium entschieden. Alternativ könnten auch die Zeiten der Offenen Kirche an den Feiertagen erweitert werden.