„Die Kirche ist sich der Schöpfungsverantwortung und dem Erhalt der Vielfalt bewusst. Daher wollten wir so etwas immer schon mal machen“ erklärt Superintendent Walter Hempelmann beim Einsäen von sechzehn verschiedenen Blumenarten unter der Anleitung von Leonhard Sieweke vom „Naturkreis Marienfeld“. Man sei bei einem Treffen ins Gespräch gekommen und habe diese bislang ungenutzte Wiese dazu auserkoren, den Umweltgedanken umzusetzen. Sie befindet sich im Eigentum der evangelischen Kirchengemeinde und liegt direkt an seinem Büro, zwischen dem Kreiskirchenamt und der Kindertagesstätte Regenbogen in Halle.
„Toll, dass ihr das macht!“ rief er den weiteren Helfern zu, denn dreizehn Kinder der Kindertagesstätte, die demnächst eingeschult werden, waren mit Feuereifer dabei, das Stück Land vorzubereiten. Es wurde von Steinen, Ästen und Moosbüscheln befreit. Leonhard Sieweke hatte eigens dafür Linien in den Boden gezogen, damit sich die Kinder nicht ins Gehege kamen. Sogar ein „archäologischer Fund“ wurde ausgegraben. Erzieherin Bianca Konitzki verstaute das Stück einer alten Wandfliese in ihrer Tasche und versprach, sich später mit den Kindern „den Schatz“ genauer anzusehen.
Leonhard Sieweke füllte den Inhalt aus drei vorbereiteten Eimern in kleinere Gefäße der Kinder um. Die staunten nicht schlecht. Blumensamen hatten sie sich anders vorgestellt. „Der Samen ist so fein, den könnten wir gar nicht ordentlich auf diese große Fläche verteilen. Er würde ganz schnell durch unsere Finger rieseln. Daher wurde er mit Maurersand gestreckt.“
Bereits im Juni sollen auf der Wiese Klatschmohn, Korn- und Glockenblumen, Zittergras, Kuckuckslichtnelke und Wiesen Salbei blühen. Nur die Margeriten, so erfuhren die kleinen Gärtner, kämen erst im nächsten Jahr zum Vorschein.
Ein Holzpfahl wurde in die Wiese eingelassen. Zum einen fungieren die Löcher darin als Bienenhotel. Die Insekten fangen dort an zu nisten, legen ihre Eier ab und schmieren die Eingänge zu, um sie vor Angreifern zu schützen. Wenn die Sonne oft scheint, kann es sein, dass die kleinen Insekten bereits nach einem guten Monat schlüpfen. Zum anderen dient die Plastikschale auf dem Pfahl als Vogeltränke und das durch Regen gesammelte Wasser werden auch die Bienen nutzen. „Ihr müsst keine Angst vor diesen Wildbienen haben – sie stechen nicht!“ erklärte Leonhard Sieweke und wies darauf hin, dass sich demnächst neben den Bienen viele wertvolle Insekten wie Schwebefliegen oder Mücken auf der Wiese tummeln werden. Das Stück Land sei sehr pflegeleicht, es müsse nur einmal jährlich gemäht werden. Nur betreten werden darf es nun zum Schutz der Blumen nicht mehr.
Ein auf dem Pfahl angebrachtes Schild weist nun jedermann darauf hin, dass hier ein Tier- und Pflanzenbiotop entsteht. Dessen Entwicklung können die Kinder nun täglich begutachten und auch Superintendent Walter Hempelmann wird sich über die bunte Pracht freuen, denn auf seinem Weg ins Büro muss er nur aus dem Fenster schauen.