Die Freilichtbühne im Borgholzhausener Steinbruch bietet seit Jahren eine traumhafte Kulisse für Märchenaufführungen, plattdeutsche Komödien, Musicals und die Weihnachtsgeschichte.
Als nun die Landeskirche Gottesdienste unter freiem Himmel erlaubte, war für das Pfarrteam der hiesigen evangelischen Kirchengemeinde schnell klar: Wir feiern auf dieser Naturbühne Pfingsten einen Gottesdienst.
Da musste man nicht lange überlegen, denn seit gut fünf Monaten gab es aufgrund der Corona-Bestimmungen keine Präsenzgottesdienste in der Kirche und die Freude war groß, dass der Verkehrsverein der Lebkuchenstadt das Gelände zur Verfügung stellte.
Nach vorheriger Anmeldung und Einhaltung des Sicherheitsabstandes auf der Tribüne feierten circa dreißig Gemeindeglieder Gottesdienst, selbstverständlich mit FFP 2-Maske und ohne Gesang. Den musikalischen Teil übernahmen Katja Henkel (Gesang) und Volker Kruse (Piano). Von großer Wichtigkeit war jedoch an diesem Mai-Sonntag ein Utensil, dass mit der Pandemie nichts zu tun hatte: der Regenschirm. „Ein klarer Wolkenbruch und dann trocken wäre besser gewesen“, haderte Pastorin Silvia Schultz zu Beginn mit dem wechselhaften Wetter, resümierte am Ende dann aber nach zwei kleineren Regenschauern mit einem Augenzwinkern: „Das war ja gar nicht so schlimm!“
Dieser Meinung waren auch die Besucher. „Es hat so richtig gut getan nach dieser langen Zeit ohne Gottesdienste. Dass er auch noch unter freiem Himmel stattgefunden hat – herrlich! Die paar Regentropfen hat man ja kaum gemerkt“, war das Fazit eines Teilnehmers und andere nickten, während sie den Weg vom Steinbruch hinunter zum Parkplatz liefen.
Pastorin Silvia Schultz ging in ihrer Predigt auf den Turmbau zu Babel ein. „Menschen tun sich für ein gemeinsames Projekt zusammen und Gott verwirrt sie durch verschiedene Sprachen. Warum? Was lief da schief?“ Solch eine Gemeinschaft berge Risiken und Chancen zugleich. Man bewege sich in einer Art Blase, im engen Umfeld sei alles in Ordnung. Man grenze sich strikt ab aus Angst, zerstreut zu werden. Aber wenn alles um einen selbst kreise, bleibe für andere Menschen keine Luft zum Atmen, auch für die Umwelt nicht. Gerade die Vielfalt und Verschiedenheit sei eine Chance – das sieht Gott vor! Jeder bleibe bei sich, aber das Gemeinsame werde gefunden. Pfingsten sei eine ständige Einladung, in die Welt hinauszugehen und den Menschen in Liebe zugewandt zu sein, sich einzulassen auf Gespräche und Begegnung.