Auskunftsfähigkeit und Dialogbereitschaft sind für Walter Hempelmann grundlegende Kriterien kirchlichen Handelns. Auskunftsfähigkeit und Dialogbereitschaft waren deshalb auch die Schwerpunkte, die er vor 21 Jahren bei seiner Vorstellungsrede im Kirchenkreis Halle setzte. Bei der Kreissynode rückte er sie nun noch einmal in den Mittelpunkt.
Mehr als 70 Personen nahmen teil an der Synode, die dieses Mal als Zoom-Sitzung stattfand. Da der bisherige Synodalassessor Dirk Leiendecker Ende August in den Ruhestand geht, stand dieses Mal vor allem die Wahl seiner Nachfolge auf dem Plan. Als einzige Kandidatin stellte sich Birgit Gillmann der Synode vor. Die Bockhorster Pfarrerin wurde mit großer Mehrheit gewählt und wird nun als Stellvertreterin des Superintendenten neue Aufgaben übernehmen. „Ich bin bereit, in den kommenden Jahren hier Verantwortung zu übernehmen. Ich möchte mich einbringen in den Kirchenkreis, ich möchte Verantwortung tragen und ich möchte dabei sein“, sagt die 57-Jährige.
Neben der Wahl der Synodalassessorin standen auch weitere personelle Fragen auf der Tagesordnung.
Die bisherige Fachberatung des Kindergarten-Verbunds Heike Groß hat gekündigt um sich den Traum einer Weltreise zu erfüllen, ihre Stelle wird in Zukunft aufgeteilt auf zwei Personen. Eine der Stellen mit einem Umfang von 30 Stunden wird zum 1. August besetzt und soll dann auch die Stellvertretung der Geschäftsleitung übernehmen. Die zweite Stelle mit 25 Stunden wird zum 1. September eingerichtet. Nötig wurde dieser Schritt, da die Suche nach qualifiziertem Personal angesichts des Fachkräftemangels immer zeitaufwändiger wird. Alleine im letzten Jahr wurden fünf neue Eichrichtungsleitungen eingestellt, in diesem Jahr laufen die Bewerbungsprozesse für die neue Kita Mamre in Halle, die im Dezember eröffnen soll.
Einem Antrag des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising und Marketing auf Prüfung der Einrichtung einer professionellen Fundraising-Stelle für den Kirchenkreis Halle wurde zudem zugestimmt. Als Form des Gemeindeaufbaus und der Mittelgewinnung spielt Fundraising für die Kirche eine immer wichtigere Rolle, in welcher Form dies künftig im Kirchenkreis Halle geschehen soll wird der Kreissynodalvorstand gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Finanzausschusses und des Antrag stellenden Ausschusses nun eruieren.
Die Schaffung eines Stellenanteils zur Umsetzung des Gesetzes zum Schutz vor sexualisierter Gewalt soll außerdem bis zum Jahr 2024 realisiert werden, im kommenden Frühjahr wird dazu ein Konzept vorgelegt. Und auch in der Blinden- und Sehbehindertenseelsorge soll über eine perspektivische Nachfolge von Udo Waschelitz beraten werden, der derzeit diese Aufgabe innehat.
In seinem letzten Bericht, den Walter Hempelmann überhaupt vorlegen wird bevor im November sein Nachfolger gewählt wird, warf er einen bilanzierenden Blick zurück auf die insgesamt 21 Jahre als Superintendent. Der Mitgliederschwund der Ev. Kirche hat sich – jedenfalls für den ländlichen Raum - verlangsamter entwickelt als es prognostiziert wurde und auch die Finanzen haben sich – bis auf die Einbrüche 2007 – anders entwickelt. „ Manch eine Entwicklung vollzieht sich im ländlichen Raum verzögerter als in den großen Oberzentren; die Mitgliederbindung erlebe ich als insgesamt stabiler“, sagt Hempelmann. Dennoch seien auch im Kirchenkreis Halle vermehrt Austritte der Generation zwischen 20 und 35 zu beobachten. Um diese Generation wieder für die Kirche zu begeistern sollen zeitnah Konzepte entwickelt werden, die von neuen Angeboten bis hin zu Kirchensteuererleichterungen für Berufseinsteiger oder sogar Kirchensteuerbefreiung für junge Menschen reichen könnten.
Der dynamischen Situation, die sich seit neustem vor allem in der Pandemie zeigt, konnte trotz einer deutlichen Belastung souverän begegnet werden.
„Wir stecken noch mitten in der Pandemie. Die erhoffte physische Gemeinschaft mussten wir immer wieder in den digitalen Raum verlegen.“, resümiert der Superintendent. Man wisse noch nicht, wie sich die Pandemie auf das Gemeindeleben auswirken wird. „Die Pandemie hat schon jetzt unsere Kirche nachhaltig verändert. Streaming Gottesdienste und Präsenzgottesdienst stehen bezogen aufeinander dar. Die Digitalisierung hat uns in diesen Krisenzeiten Möglichkeiten geschaffen, Gottesdienste zu feiern und zu übertragen. Ich bin ausgesprochen dankbar, was Vielerorts an digitalen Aktionen möglich war. Die Vielfalt der digitalen Möglichkeiten kann aber nie aus unserem Selbstverständnis als Kirche heraus Ersatz einer echten Begegnung sein.“
Deutliche Worte fand Hempelmann hinsichtlich einer möglichen Fusion von mehreren Kirchenkreisen: „Der Ev. Kirchenkreis Halle ist ein Gebilde „sui generis“ und lässt sich nicht einfach mit einem anderen Kirchenkreis fusionieren, ohne auf diversen Ebenen deutliche Einschnitte und Nachteile zu erleben – diese Erkenntnis hat uns in den Jahrzehnten getragen. Nach 40 Jahren kommunaler Gebietsreform treten die Schäden in unserem Raum immer noch zu Tage und bestimmen nachhaltig das Miteinander. Es gilt insbesondere, diese Fehler nicht zu wiederholen. Meine Erfahrung: Schmerzen sind vererbbar“.
Dennoch kann und will sich der Kirchenkreis Veränderungen nicht verweigern und steht offen gegenüber neuen Ideen und Ansätzen.
„Die Zukunft lockt eher, als dass sie droht und Angst macht!“, zieht Walter Hempelmann sein Fazit.