Sie sind zweifache Echo-Preisträger, beherrschen die virtuose Gesangskunst, wurden bei 1.500 Konzerten in 50 Ländern der Welt umjubelt und zählen zu den wichtigsten musikalischen Repräsentanten der Stadt Leipzig im In- und Ausland: die Rede ist vom Weltklasse-Ensemble „amarcord“. Die fünf Sänger des Vokalensembles eröffneten in der Aula des Kreisgymnasiums Halle die 58. Haller Bach-Tage.
Endlich! Fast ein halbes Jahr nach dem ursprünglich vorgesehenen Beginn des Klassik-Festivals ist es dem Kirchenmusikdirektor der evangelischen Kirchengemeinde St. Johannis, Friedemann Engelbert, gelungen, einige der geplanten Veranstaltungen doch noch stattfinden zu lassen.
Aufgrund der Platzbeschränkungen, die das Corona-Konzept vorgibt, fanden gleich zwei Konzerte des a-cappella-Ensembles statt, die von gut einhundert begeisterten Zuhörern besucht wurden.„amarcord“ gilt als variabel wie kaum ein anderes Ensemble. Das zeigte sich auf beeindruckende Weise bei ihrem Auftritt in der Lindenstadt.
Der Programmzyklus „Durch Feld und Au – eine sommerliche Reise um die Welt“ beinhaltete vom Sommerlied des Leipzigers Felix Mendelssohn Bartholdy und drei Liedern des Österreichers Franz Schubert, über leise Töne in einem Morgenständchen von Max Bruch sowie amerikanische Musik von George Whitefield Chadwick bis hin zum Lied zur Nacht von Carl Reinicke und Werken seiner Schüler, dem Norweger Edvard Grieg und dem Iren Charles Villiers Stanford die passenden Klänge zum Thema. Neu arrangierte internationale Folksongs wie die als inoffizielle Nationalhymne Australien angekündigte „Waltzing Matilda“, ein Lied über die irische Fischverkäuferin Molly Malone“, aber auch „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ und das mit passenden Lücken dargebotene „Jetzt fahr’n wir über’n See“ zeigten die perfekte Abstimmung der fünf ehemaligen Mitglieder des Leipziger Thomanerchors. Sie decken als Vokalinstrument die Bandbreite eines ganzen Orchesters ab. Nach „Hit the Road Jack“ von Ray Charles als Schlusslied entließen die begeisterten Zuhörer die Sänger nicht ohne eine Zugabe. Ein perfekter Start für die Haller Bach-Tage!
Musik und Worte, die zu Herzen gehen, standen drei Wochen später mit "Hochzeitlicher" Orgelmusik und Texten unter dem passenden Titel "In Liebe" auf dem Programm der Haller Bach-Tage. Trotz Gewitter hatten sich viele Interessierte auf den Weg gemacht, so dass in der St. Johanniskirche knapp einhundert Zuhörer ihren Platz fanden. Paare, die in diesem Jahr geheiratet oder ein Hochzeitsjubiläum gefeiert haben, wurden im Vorfeld von Friedemann Engelbert angeschrieben - einige waren dieser Einladung gern gefolgt.
Der Kirchenmusikdirektor ließ an der Orgel zehn Werke erklingen, die oft bei Hochzeiten zu hören sind, darunter das Präludium G-Dur BWV541 von Johann Sebastian Bach, Jeremiah Clarkes "Prince of Denmarks's March" oder Craig Sellar Langs "Tuba tune" bis hin zum wohl bekanntesten Stück: dem Hochzeitsmarsch von Felix Mendelssohn Bartholdy. Nachdem Friedemann Engelbert das Liebesgedicht eines unbekannten Dichters "Willst du dein Herz mir schenken", vertont von Johann Sebastian Bach, gesungen hatte, wiederholte Almut Hage diesen berührenden Text nochmals – man hätte eine Stecknadel fallen hören, andächtig wurden Lied und Zeilen vom Publikum aufgenommen.
Die ehemalige Gymnasiallehrerin gab korrespondierend zur Orgelmusik die unterschiedlichen Stimmungen Liebender aus acht Jahrhunderten wieder, die von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt reichten. Kurzweilige Texte wie Reinmar von Zweters "Dû bist mîn, ich bin dîn" aus dem 13. Jahrhundert, Goethes "Neue Liebe, neues Leben" (1775), Christian Morgensterns "Es ist Nacht" ((1908), Mascha Kalékos "Die Leistung der Frau in der Kultur ((1933) und vieles mehr rezitierte Almut Hage bravourös. Die beiden Ausführenden wurden mit viel Applaus bedacht.
„In Liebe" gehörte gleichzeitig in die Konzertreihe des 2. Haller Musiksommers, die im wöchentlichen Wechsel in der evangelischen und der katholischen Kirche bis zum 15. August sonntags um 18 Uhr Musikveranstaltungen präsentiert. Die Haller Bach-Tage gehen in eine kurze Sommerpause, am 7. August wird "Gypsy in Concert" im Storck Treffpunkt zu hören sein. -dag-