Urne oder Sarg? Längst ist diese Frage nicht mehr die einzige, mit der man sich bei der Planung einer Bestattung auseinandersetzen muss und darf. Denn nicht nur die Wahl zwischen Erd- und Feuerbestattung, sondern auch die zwischen den unterschiedlichsten Orten kann inzwischen individuell nach den Wünschen des Verstorbenen getroffen werden. Auch auf dem Haller Friedhof gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, vom Rasengrab über Urnenrasengräber und Reihengräber. Seit Mai 2016 gibt es zudem das Angebot einer Bestattung am Baum. Diese Alternative wird angenommen, inzwischen findet fast jede dritte der ca. 190 bis 200 jährlichen Bestattungen auf dem Haller Friedhof in dieser Form statt.
Derzeit denkt das Presbyterium der Kirchengemeinde Halle, die Träger des Friedhofs ist, über weitere Ausgestaltungen nach. „Wir wollen uns öffnen und den Friedhof ausgestalten. Und wir sind offen, was neue Bestattungsformen angeht“, sagt Pastor Burkhard Steinebel. Der Presbyteriumsvorsitzende und seine Kollegen sind ständig auf der Suche nach neuen Örtlichkeiten und Varianten. Im Gespräch ist zum Beispiel eine Mensch-Tier-Bestattung, über die das Presbyterium aber erst noch abstimmen muss. Der Friedhof soll generell mehr Waldcharakter bekommen und zugleich sollen kleine Inseln des Lebens neben Oasen der Stille und Besinnung entstehen. Eine Obstwiese soll angelegt werden, denkbar sind auch ein Spielplatz oder ein Teich.
„Friedhöfe müssen sich im wahrsten Sinne des Wortes öffnen, wir müssen den Friedhof in die Stadt und in das Leben holen“, sagt Burkhard Steinebel. Dies könne aber nur peu à peu umgesetzt werden und immer im Einklang mit der für den Ort angebrachten Pietät – und auch unter ökologischen Aspekten.
Nach der Installation einer Photovoltaikanlage auf der Kapelle geht es nämlich nun an die Wege. In den nächsten zwei Jahren sollen die Hauptwege neu gemacht und die Kanäle untersucht werden damit künftig bei Regen das Wasser nicht mehr im Gully verschwindet sondern sich auf dem Friedhof verteilt und zur Bewässerung versickert.
„Wir müssen den heutigen Ansprüchen der Menschen gerecht werden, aber zugleich auch ökologische Gesichtspunkte berücksichtigen und der Schöpfung gerecht werden“, fasst Burkhard Steinebel die Aufgabe zusammen. Nicht immer ist beides in Einklang zu bringen: Der Wunsch, ein im Besitz der Evangelischen Kirche befindliches Waldstück am Gartnischberg für Waldbegräbnisse zu nutzen, konnte aus Naturschutzgründen (FFH-Gebiet) leider nicht umgesetzt werden. „Dort darf keine kommerzielle Nutzung erfolgen und es dürfen auch keine neuen Wege angelegt werden“, erklärt der Vorsitzende des Friedhofausschusses Reinhard Nolte. Immer mehr Menschen wünschen sich aber eine naturnahe Bestattung als einen besonderen Ort der Trauer und Erholung. Indem man nun den Wald durch Neuanpflanzungen quasi auf das bestehende Friedhofsareal holt, schafft man zudem eine echte Alternative zum Friedwald. Diese haben meist eine schlechte Infrastruktur und sind für Ältere und mobil Beeinträchtigt schwer zu erreichen.
Um dem 8 Hektar großen Friedhof mehr Parkcharakter zu verleihen wurden in diesem Jahr bereits 23 neue Bäume gepflanzt, noch weitere sollen folgen. Neu dabei ist jetzt auch die Möglichkeit, sich als Privatperson, Verein oder Unternehmen daran mit Baumspenden oder -patenschaften zu beteiligen.
Nähere Informationen gibt es dazu unter