An der Muschel erkennt man die Gleichgesinnten, die sich auch auf den Weg gemacht haben um zu sich und zu Gott zu finden. Auch die 11 Frauen, die in Steinhagen nach einer kurzen Andacht auf die rund 17 Kilometer lange Strecke über Brockhagen nach Marienfeld gehen, haben an ihren Rucksäcken eine Jakobsmuschel befestigt. Sie sind der Einladung des Kirchenkreises Halle zum Frauen-Pilgertag gefolgt und lassen sich auf ein kleines Abenteuer ein.
„Ich wollte immer schon Pilgern, aber ich fand die Distanzen immer sehr anspruchsvoll mit 30 Kilometern am Tag. Hier kann ich ausprobieren ob es geht“, sagt Teilnehmerin Kirsten Herold. Einige der Frauen pilgern zum ersten Mal, andere wie Veranstalterin und Pfarrerin Petra Isringhausen haben damit schon Erfahrung gesammelt. „Angefangen hat es vor 4 Jahren am Pfingstmontag mit einem ökologischen Pilgerweg vom Joostberg nach Brockhagen. Das jetzt ist quasi dessen Fortsetzung bis Marienfeld“. Seit dem ersten Pilgerweg haben Isringhausen und einige Mitstreiterinnen schon weitere kleinere Pilgerwege absolviert im Lippischen und sind auch von Würzburg nach Rothenburg auf dem fränkischen Jakobsweg unterwegs gewesen.
Im Gegensatz zum Wandern ist die Grundintention des Pilgerns keine sportliche, sondern eine religiöse. „Für mich bedeutet Pilgern unterwegs sein auf der Suche nach Gott“, sagt Petra Isringhausen. „Mit dem Pilgern können wir aber auch Leute erreichen, die sonst nicht so mit Kirche verbunden sind. Die sind dann vielleicht bei Andachten distanzierter, aber nehmen trotzdem teil“.
Viele Pilgern in Krisenzeiten, nach Todesfällen oder schweren Krankheiten, andere um zu sich selbst zu finden. „Das Konzept ist anders als beim Wandern, man bekommt einen ganz anderen Blick unterwegs, man bleibt stehen und genießt die Stille, man horcht auch in sich hinein und besinnt sich auf sich selbst zwischendurch“ sagt Teilnehmerin Jutta Thiele.
Eine halbe Stunde des Gesamtweges verbrachte die Gruppe auf eigenen Wunsch schweigend. Zuvor verteilte Pfarrerin Isringhausen geistliche Impulskärtchen an die Teilnehmerinnen, über die diese dann in der Stille nachdachten und anschließend berichteten, was das Gelesene mit ihnen und ihrem Leben zu tun hat.
Auch wenn das Wetter etwas zu warm war für die Wanderung kamen alle 11 Frauen wohlbehalten und glücklich am Ziel in Marienfeld an. Nach einem gemeinsamen Picknick an einem Hof uns einem Kaffee samt Abschlussandacht vor dem Prälatenhaus in Marienfeld wurden die Teilnehmerinnen dort abgeholt und mit dem Bus und zurück zum Startpunkt gefahren. Eine Wiederholung – auch auf vielfachen Teilnehmerinnenwunsch gerne mehrtätig – ist fest geplant.