Am 10. September wurde der Weltgebetstagsgottesdienst nachgeholt. Normalerweise findet er in mehr als 120 Ländern am ersten Freitag im März statt, wurde jedoch für alle Kirchengemeinden im Kirchenkreis Halle pandemiebedingt abgesagt. Diese größte, weltweite ökumenische Basisbewegung von Frauen gibt es seit 1887. Die Liturgie der Gottesdienste wird jedes Jahr von christlichen Frauen aus einem anderen Land vorbereitet, in diesem Jahr von Frauen aus dem pazifischen Inselstaat Vanuatu.
Vor Beginn des Gottesdienstes erhielten in Versmold Interessierte (ausdrücklich sind auch Männer zu den Weltgebetstagen eingeladen) im Gemeindehaus Informationen über das Land, bei Kaffee und landestypischem Gebäck wie Ingwerkuchen oder Kokos-Scones. In Borgholzhausen war ein bebilderter Vortrag Teil des Gottesdienstes. Auch hier waren die Leckereien vorbereitet und jeder Besucher konnte sich im Anschluss bedienen.
Paradiesisch kommt die Republik Vanuatu daher. Sie besteht aus 83 kleinen Inseln (davon 67 bewohnt) und liegt zwischen Australien, Neuseeland und den Fidschi-Inseln. Kennzeichnend sind das blaue Meer mit Traumstränden und Korallenriffen. Die gut 300 000 Einwohner gehören zum großen Teil verschiedenen christlichen Religionen an. Aber es gibt auch eine Kehrseite. Die Republik ist weltweit am stärksten vom Klimawandel bedroht. Auf einigen der Inseln befinden sich Vulkane, die zum Teil noch aktiv sind. Erdbeben und Tsunamis erschütterten den Inselstaat und richteten besonders in der Hauptstadt Port Vila große Schäden an. Ein steigender Meeresspiegel, Ernteausfälle und tropische Wirbelstürme bereiten zusätzliche Probleme. In Vanuatu gibt es das weltweit strengste Plastikverbot. Frauen werden unterdrückt, keine einzige sitzt im Parlament, obwohl sie sich immer aufs Neue zur Wahl stellen. Außerdem steigt die Gewalt gegen Frauen durch ihre Partner stetig, 2011 gaben 60 % bei einer Befragung an, dass ihr Mann schon einmal gewalttätig geworden sei.
Die Gottesdienste zum Weltgebetstag werden vor Ort von Frauen unterschiedlicher Konfessionen gestaltet, die Liturgie mit Texten und Liedern der Frauen des Inselstaates bilden den Rahmen. Der Bibeltext aus Matthäus 7, 24-27 über das Fundament des Lebens diente als Mittelpunkt, passend zum Motto „Worauf bauen wir?“ Das Haus, das auf festem Grund steht, können Stürme nicht einreißen. Wo wir Gottes Wort hören und uns daran orientieren, haben wir ein festes Fundament. „Tut anderen das, was ihr selbst wollt, dass man es euch tut. Das ist unser Fundament und sicherer Grund. Gemeinschaft ist das, was trägt“, geben die Inselbewohnerinnen an alle weiter.
Die Organisationsteams um die evangelische Pfarrerin Silvia Schultz und der katholischen Gemeindereferentin Marion Forthaus in Borgholzhausen sowie den Frauen des evangelischen Abendkreises Loxten und Pfarrerin Elisabeth Hübler-Umemoto in Versmold gaben den Inselbewohnerinnen Rhetoh, Mothy und Jacklynda ein Gesicht. Sie berichteten aus ihrem Leben vom Aufwachsen in ärmlichen Verhältnissen und ohne Schulbildung, aber immer im Vertrauen auf Gott.
Der Weltgebetstag 2022 kommt aus England, Wales und Nordirland – dann vielleicht wieder Anfang März. -dag-