Im Steinchenspiel hat sie auf Anhieb gewonnen und das erste Kind saß nach wenigen Minuten auf ihrem Schoß: einen besseren ersten Arbeitstag hätte sich Florentine Enders gar nicht wünschen können. Die 34-Jährige ist neue Leiterin der Kita Bokel. Seit dem Ruhestand von Elke Polzin im Juli 2020 war die Stelle vakant und wurde in Vertretung von Erzieherin Beate Venohr teilweise in Kooperation mit ihrer Kollegin Nadine Schech ausgefüllt. „Ich bin froh, dass wir jetzt jemanden gefunden haben und dass ich zurück gehen kann in meine Gruppe, ich war fast ein Jahr lang raus, das schmerzt“, sagt Beate Venohr. Die Kinder hatten sich schon sorgen um sie gemacht, was aus ihr würde, wenn sie jetzt nicht mehr „Erstchef“ in der Einrichtung des Kirchenkreises Halle ist. „Mein Herz hängt an der Basis und daran, mit dem Kind zu arbeiten“, erklärt Venohr, der die Leitungsstelle auch angeboten wurde. Die Büroarbeit liege ihr aber nicht, weswegen sie sich gegen diesen Karriereschritt entschieden habe.
Für Florentine Enders ist die Büroarbeit kein Abschreckungsgrund: „Ich mach das sogar gerne und da das hier in Bokel eine kleine Einrichtung ist, ist es eine perfekte Kombination. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich gar nicht blicken lässt bei den Kindern und nur im Büro sitzt“. Sie freut sich auf die Arbeit mit den 40 Kindern und 7 pädagogischen Mitarbeitern. Aber auch die Eltern mit ins Boot zu holen ist ihr wichtig. „Die Elternarbeit ist ein Schwerpunkt, die brauchen das jetzt nach der Corona-Zeit in der sie hier nicht wie gewohnt sein konnten und ich möchte gemeinsam mit ihnen neues bauen und erschaffen“, erklärt die gebürtig aus Marl stammende Enders.
Einen klassischen Werdegang hat Florentine Enders nicht in ihrer Vita. Die 34-Jährige hat nach dem Abitur zunächst Theologie und Erziehungswissenschaften in Osnabrück studiert. Schon vor ihrem Bachelorabschluss hat sie parallel in einer Kindertagesstätte gearbeitet, denn das dort ihre berufliche Zukunft liegt, war ihr immer klar. „Ich wollte immer studieren, aber es war mir auch immer klar, das ich in den Elementarbereich gehen wollte“, sagt Enders. Ihre erste Stelle trat sie in der AWO Kita Villa Kunterbunt in Versmold als Fachkraft für Inklusion an. Obwohl es ihr dort gut gefiel war ein Wechsel schon länger geplant. „Ich habe sehr gerne Theologie studiert und dieser Bereich kam in der Kita nicht vor und hatte in meiner Arbeit keinen Platz, dadurch hat mir etwas gefehlt“, erklärt die Kita-Leiterin. Durch den christlichen Träger der Einrichtung in Bokel – den Kirchenkreis Halle – hat sie nun die Chance auch wieder theologisch zu arbeiten.
Mit ihrem Mann Helge und ihrer Tochter Frieda (5) lebt sie in Versmold.