Jüdische Literatur gibt es seit mehr als 800 Jahren. Gedichte, Texte und Lieder aus der vielfältigen jüdischen Kulturlandschaft präsentierte der Paderborner Schauspieler Max Rohland in der St. Jacobi-Kirche in Werther im Rahmen der Veranstaltungsreihe „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.
Der 38-Jährige ist ein wahres Stimmwunder. Mal leise wie in Alfred Wolfensteins Gedicht „Wände“, mal vehement wie in Salomo Friedlaenders „Neues Kinderspielzeug“, dann einfühlsam wie in der titelgebenden Geschichte „Gestatten, Jude. Jetzt reden wir mal deutsch miteinander.“ der Dichterin Else Lasker-Schuler oder bestimmend wie in Wolf Biermanns „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“. Es war eine grandiose Leistung, die er in seinem gut einstündigen Vortrag ablieferte.
Die sehr unterschiedlichen Werke, unter anderem von Johann Wolfgang von Goethe, Gotthold Ephraim Lessing, Heinrich Heine, Ernst Blass, Ludwig Böhme oder Paul Ziller reihte Rohland mühelos aneinander und trug die Texte facettenreich vor, sowohl stimmlich als auch mit Gestik. Dabei blieb er nie an einer Stelle stehen, mal saß er auf den Stufen zum Altar, dann ging er durch das Kirchenschiff, blieb beim Publikum stehen, war mal hier, mal dort. Bei Liedern wie Friedrich Holländers „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, dem hebräischen Volkslied „Hava Nagila“ oder dem Schellack-Schlager von Werner Richard Heymann „Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück“ wurde er am Klavier begleitet von Alexander Filles.
In der Anmoderation machte der künstlerische Leiter Oliver Stümann deutlich, dass es das EINE Judentum nicht gebe. Nur in den Köpfen der Feinde. Mit dieser szenischen Lesung wolle man nicht nur in die Vergangenheit schauen, sondern auch das Judentum heute sehen und einen Blick in die Zukunft werfen.
Das Publikum zeigte seinen Respekt vor dieser bravourösen Leistung mit langanhaltendem Applaus.
Pfarrer André Heinrich dankte allen Beteiligten und Gästen, dass sie sich mit auf den Weg gemacht haben, dem nachzuspüren, was jüdische Kultur ausmacht. -dag-