Man hört ihm gern zu, ist sofort gefesselt von seinen Geschichten. Das ist kein Wunder, denn Thomas Hoffmeister-Höfener, Diplom-Theologe, ist seit mehr als dreißig Jahren als Geschichtenerzähler unterwegs - in Kitas, Schulen oder Kirchen. Er hat ein Fachbuch geschrieben, CDs veröffentlich und gibt Fort- und Weiterbildungen im Bereich des Erzählens biblischer Geschichten. Er arbeitet im Rahmen der kultur- und religionspädagogischen Projektarbeit von Theomobil e. V. und ist künstlerischer Leiter der Erzählwerkstatt.
Pfarrerin Beatrix Eulenstein war es gelungen, nach zwei pandemiebedingten Ausfällen im November und Mai die Erzählwerkstatt „Kindern biblische Geschichten erzählen“ mit dem Referenten doch noch nach Brockhagen zu holen. In der St. Georgs-Kirche hatten sich Theologen/innen, Jugendmitarbeiter/innen und Erzieher/innen eingefunden, um nicht nur Tipps von Thomas Hoffmeister-Höfener zu bekommen, sondern auch in Gruppenarbeit oder in Tandems Gelerntes umzusetzen.
„Geschichten erzählen geht nicht digital, es ist eine analoge Kunst. Die, die mir zuhören, machen mit mir gemeinsam die Geschichte. Wir werden nun das Erzählen üben“, so der Referent, der auf einer kleinen Holzkiste vorm Altar sitzt, einen Koffer auf seinen Knien. Er holt ein altes, sehr dickes Buch hervor: eine Bibel. Für Kinder sei es wichtig zu wissen, woher die Geschichte komme. Bei einigen Veranstaltungen sei es immer wieder vorgekommen, dass die Kinder das Buch gern anfassen, sie möchten im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Erzählten „in Berührung kommen“.
Zur Einführung wurden kurzerhand alle Gäste zu Mitarbeitern von ‚Radio Palästina‘. „Wir feiern das Fest des König Herodes. Irgendwas soll geschehen, es sind nur Gerüchte, man weiß nichts Genaues. Was konnten Sie erfahren?“ Thomas Hoffmeister-Höfener sprach abwechselnd jeden Anwesenden an. Aus den Teilnehmern sprudelte es nur so heraus: Uwe war in der Stadt, Lisa in der Schlossküche, Tim am Lieferanteneingang, Lena in der Schlosskirche, Jutta in einem Pferdewagen auf dem Weg zum Fest und Fabienne sogar im Kleiderschranks des Königs! Der Referent ging auf alle redegewandt ein, lockerte die anfängliche Zurückhaltung und man merkte den Teilnehmern den Spaß an dieser fiktiven Geschichte an.
„Es braucht Phantasie und Kreativität, um Geschichten für Kinder spannend zu gestalten. Lernen Sie keinen festen Text, man klebt zu sehr daran. Es braucht Bilder im Kopf“, lautete sein Tipp und wie man dabei vorgeht, demonstrierte er an den biblischen Geschichten „Die Hochzeit zu Kana“ und „Der barmherzige Samariter“. Erzählungen brauchen einen roten Faden – diesen legte er in Form eines entrollten Wollknäuels auf den Boden vor den Altar – und legte die fünf wichtigsten Punkte auf Zetteln geschrieben darauf: Anfang, Spannung, Krise, Höhepunkt und Schluss. In Zweiergruppen galt es diese Punkte in den Geschichten herauszufinden und zu zeichnen. „Den Zettel können Sie nun weglegen, Sie haben die Bilder längst im Kopf“. Die Gruppen meisterten die Aufgaben, sich gegenseitig die Geschichten mal ernst, mal heiter oder auch in nur fünf Sätzen zu erzählen, mit viel Freude. Im ganzen Kirchenraum verteilt endete die Übung damit, die Erzählungen pantomimisch darzustellen. Falls ein Besucher in die Kirche gekommen wäre, hätte er sich über Menschen, die auf der Erde lagen, bestimmt gewundert. Aber wie hätte er auch wissen können, dass hier gerade der barmherzige Samariter unter viel Körpereinsatz dargestellt wurde?
Alle Mitwirkenden waren sich einig, dass sie das erworbene Wissen in ihren jeweiligen Bereichen gut anwenden können und dankten dem Referenten mit Applaus. -dag-