Das Schild mit der Aufschrift „Familienzentrum NRW“ ist zwar noch nicht an die Hauswand gedübelt worden, aber im Inneren der KiTa Bokel ist die erfolgreiche Zertifizierung bereits angekommen. Das Gütesiegel ist ein Instrument der Qualitätssicherung, das die Leistungen von Familienzentren definiert und ihre Realisierung für die Öffentlichkeit sichtbar macht. Davon profitieren sowohl die Familien als auch Einrichtungen und Träger, die Klarheit darüber erlangen, welche Qualitätsstandards das Familienzentrum erbringt. Auch die KiTa Bokel und ihr Träger, der Trägerverbund für Kindertageseinrichtungen im Kirchenkreis Halle, sehen schon jetzt erste Qualitätssteigerung durch die Schaffung neuer Angebote.
Für die Zertifizierung wurden der aktuelle Status der KiTa und deren Angebote genau eruiert. Die Beratung und Unterstützung für Kinder und Familien, die Erziehungspartnerschaft spielten dabei ebenso eine Rolle wie Bewegungsprojekte mit dem Kreissportbund, Kooperationen mit der Schuldnerberatung und der Familien- und Erziehungsberatungsstelle. Alles musste dokumentiert und festgehalten werden – und das in einer Zeit, in der die KiTa Bokel keine Leitung besaß.
Der Weg bis zur Zertifizierung war dadurch kein einfacher und begann im September 2020. Damals hatte noch Nadine Schech die kommissarische Leitung der Einrichtung zusätzlich zu ihrer eigenen Stelle inne. „Ich kannte das schon aus unserer KiTa Regenbogen, da stehen wir jetzt vor der Rezertifizierung“, erzählt die KiTa Leiterin, die gemeinsam mit Erzieherin Beate Venohr die Vorarbeit leistete. Von Konzepterstellung über eine Sozialraumanalyse reichten die Unterlagen, die inzwischen zwei dicke Aktenordner füllen. „Dass war nur durch viel Fleißarbeit möglich und das neben der normalen Arbeit und dann auch noch unter Corona“, berichtet Beate Venohr. Erste konkrete Angebote des neuen Familienzentrums wie ein Wellnessabend für Frauen mussten pandemiebedingt leider ausfallen, aber andere konnten schon umgesetzt werden. Die Motopädagogin Heike Venohr referierte bei einem Elternabend zum Thema „Wie spreche ich mit meinem Kind?“, weitere öffentliche Elternabende mit hochkarätigen Rednern sollen folgen. „Als Familienzentrum haben wir die Möglichkeit uns Referenten von außen zu holen und Veranstaltungen nicht nur für die Eltern unserer Kinder anzubieten, sondern für alle Interessierten zu öffnen. Wir wollen ein offenes Haus werden“, sagt die Leiterin der KiTa Bokel, Florentine Enders, die seit Herbst 2021 in der Einrichtung ist.
Ein Waldfamilientag und das Basteln von Osterkränzen aus Naturmaterialien mit einer Floristin steht nun ebenso auf dem Programm wie das Projekt „Benno Buchstabe“ mit bewegter Sprachförderung, umgesetzt werden soll gemeinsam mit dem Verein Hippokräne auch therapeutisches Voltigieren. „Solche Angebote könnten wir aus unserem normalen Etat nicht finanzieren und viele Eltern könnten sich das nicht leisten, durch die Möglichkeiten, die uns die Zertifizierung bietet, können wir solche Angebote nun allen unterbreiten“, erklärt Florentine Enders. Auch das bis zu 50 Jahre alte Mobiliar soll demnächst Schritt für Schritt erneuert werden und auch pädagogisch bedeutet der Status als Familienzentrum für die Mitarbeitenden neue Perspektiven: einige Erzieherinnen konnten schon Fortbildungen besuchen, um einen eigenen Schwerpunkt zu setzen bei Themen wie Bewegung, Ernährung, Sprache oder interkulturelle Kompetenz.