Viele Kinder und Jugendliche leiden unter den Corona Beschränkungen und ziehen sich weiterhin zurück. Was kann man tun, um sie nach oder während der Pandemie zu unterstützen? Wie kann man diese Unterstützung den Bedarfen der Kinder flexibel anpassen? Wie breit muss so ein Projekt aufgestellt sein?
„Das haben wir uns gefragt, denn die Diakonie sieht es als ihren Auftrag an, Menschen in Not zu helfen“, so Rainer Hartwig-Clasmeier, Bereichsleiter für ambulante Erziehungshilfen, Familienzentren, Flüchtlinge und Migration bei der Diakonie in Halle. Ina Hirch, Leiterin des Kreisfamilienzentrums in Borgholzhausen, ergänzt: „Gerade die Kinder der Familien aus Osteuropa leben immer noch in einer Art Parallelgesellschaft. Sie sind eingebettet in Familienverbänden, aber nach außerhalb gibt es Hemmschwellen. Man bekommt nur schwer Kontakt.“ Sie haben weiterhin große Angst vor Krankheit und bräuchten einen festen Rahmen, um sich wohlzufühlen. „Über Gemeinschaft kann man so viel erreichen!“ ist sie sicher und wünscht sich, dass die Menschen durch dieses Projekt wieder unbeschwert aufeinander zugehen können.
„Wir haben ein offenes Konzept entwickelt, einen Antrag beim Diakonischen Werk Rheinland-Westfalen-Lippe in Düsseldorf gestellt – und im Oktober eine Zusage über die Soziallotterie Glücksspirale in Form einer Förderung über 54.000 Euro erhalten“, freut sich Rainer Hartwig-Clasmeier. Das Geld ermöglicht für die Jahre 2022 und 2023 jeweils zehn zusätzliche Fachkraftstunden pro Monat in Werther und Borgholzhausen. Damit wurde das Projekt „Mach Mit!“ in Kooperation mit weiteren ortsansässigen Einrichtungen und Initiativen gestartet und wird bereits jetzt schon gut angenommen.
In Werther ist ein Gruppenangebot für Kinder entstanden: „Dein Lied, dein Beat“. Sozialpädagoge Stefan Schemmann ist ehemaliger Schlagzeuger. Über seine musikalischen Fertigkeiten bekommt er schnellen Zugang auch zu Flüchtlingskindern, die noch nicht lange in Werther leben. Sein Angebot im evangelischen Gemeindehaus findet jeden Mittwoch von 16.30-18.00 Uhr statt und ist für alle Kinder im Grundschulalter gedacht. „Musik kann ein tolles Medium zur Sprachförderung sein. Für mich ist es wichtig, dass die Kinder nach 90 Minuten mit einem guten Gefühl nach Hause gehen“, beschreibt Schemmann seinen Anspruch.
Kinder unterstützen heißt auch immer Eltern zu unterstützen. Diese Erkenntnis bewahrheitet sich in Borgholzhausen. In Kooperation mit dem Familienzentrum wird ein Internationales Familien-Café angeboten, dass als Begegnungs- und Austauschmöglichkeit sehr gut angenommen wird. Unter der Leitung von Elena Feller gibt es neben diesen zweimonatlichen Treffen für die Eltern inzwischen auch zwei Gruppenangebote für Kinder, in denen das soziale Lernen in der Gruppe durch Kreativ-, Spiel- und Begegnungsangebote im Vordergrund stehen. Die Sozialarbeiterin spricht fließend Russisch und bietet vor den Treffen eine Sprechstunde für die Menschen aus Osteuropa an.
Rainer Hartwig-Clausmeier geht ab Anfang Mai in den Ruhestand. Sein Nachfolger Fabian Drosselmeier ist bereits bei der Diakonie im Kirchenkreis Halle tätig und unterstützt seinen Vorgänger u. a. auch bei diesem Projekt.
Die Teilnahme an allen Aktionen von „Mach Mit!“ ist kostenlos.
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