Am Ende des Konzertes fallen sich Dariia Lytwishko und Olga Zhukova in die Arme. Zwei Organistinnen umarmen sich nach ihrem Auftritt – doch die dahintersteckende Symbolkraft ist größer: zwei Nationen, die im Krieg miteinander sind, können im Kleinen friedlich und sogar freundschaftlich miteinander umgehen. Die eine, Dariia Lytwishko, kommt gebürtig aus der Ukraine, die anderem Olga Zhukova aus Russland. In der Steinhagener Dorfkirche gaben die beiden Musikerinnen gemeinsam ein Friedenskonzert. Eingerahmt von der ukrainischen Hymne zu Beginn und der europäischen zum Abschluss boten die beiden nicht nur ein akustisches, sondern auch emotionales höchst beeindruckendes Konzert.
Die Beiden haben sich im Studium an der Hochschule für Kirchenmusik in Herford kennengelernt. Nach einer anfänglichen Schockstarre zu Beginn des Krieges haben sie beschlossen, gemeinsam etwas zu tun und haben ihr Programm für ein Friedenskonzert zusammengestellt. Sie wollen damit auch Spenden zugunsten der Diakonie Katastrophenhilfe und der Organisation „Help to leave“, die Menschen aus den Hotspots herausholt, sammeln.
Dariia Lytwishko und Olga Zhukova arbeiten beide selbst als Kirchenmusikerinnen neben ihrem Studium. Obwohl das Semester schon wieder begonnen hat und beide im Stress sind, haben sie sich deshalb Zeit genommen für das Konzert mit ruhigen, besinnlichen Stücken.
Und Dariia Lytwishko schilderte in ihren einleitenden Worten, wie sie den Krieg in ihrer Heimat bisher wahrgenommen hat. „Ich bin am Zittern, nicht vor Aufregung wie es sonst bei Konzerten üblich ist, sondern weil die Situation einfach so schrecklich ist“, sagte die Ukrainerin. Kleine, positive Zeichen wie solche Konzerte seien wichtig, um irgendwie ein Gleichgewicht herzustellen. „Dass so viele helfen wollen, ist etwas unglaublich Positives. Deswegen habe ich noch immer die Hoffnung, dass die Menschen daraus lernen, damit so etwas nie wieder passiert“.
Doch nicht nur symbolisch und im Zuge der Völkerverständigung hatte das Konzert Gewicht, auch musikalisch. Werke von Mendelssohn und Buxtehude standen auf dem Programm, ebenso die Trio Sonate von Bach. Dariia Lytwishko begeisterte mit dem schweren Werk, das eine unglaubliche Unabhängigkeit von Händen und Füßen erfordert und deshalb nur selten außerhalb von Examens- und Meisterprüfungen gespielt wird. Und Olga Zhukova (Russland) setzte akustische Höhepunkte mit Bachs Fantasie und Fuge in G-Moll und Mendelssohn-Bartholdys Orgelsonate in d-Moll „Vater unser“.
Die Besucher kamen nicht nur akustisch in den Genuss eines besonderen Konzertes, sondern bekamen auch etwas zu sehen. Mit einer Kamera wurde die Orgel gefilmt und dies vorne auf einer Leinwand übertragen. Die Aufnahmen sind auch weiterhin auf dem YouTube Kanal der Steinhagener Kirchengemeinde www.youtube.com/c/EvangelischeKirchengemeindeSteinhagen abrufbar für alle, die das Konzert verpasst haben oder es gerne noch einmal erleben möchten.