Das Wort „Zeitenwende“ prägte die Kreissynode des Kirchenkreises Halle. „Es dringt, wie mir scheint, tiefer und tiefer in unser Sprechen und Denken ein. Wahrscheinlich weil es zu dem passt, was wir Tag für Tag erleben“, sagte der erst seit wenigen Wochen im Amt befindliche neue Superintendent Dr. André Heinrich. Neben dem Krieg in der Ukraine sind dies für ihn die Fluchtbewegungen und die Teuerungen, die er ausgelöst hat, ebenso auch die Covid-19-Pandemie und ihre Folgen. „Weiterhin die Veränderung des Klimas auf unserem Planeten, die auf den Ressourcenverbrauch der Industrienationen zurückgeht, sowie der Generationenumbruch in Deutschland, der unsere ganze Gesellschaft durchzieht und damit auch unsere Gemeinden – und unseren Kirchenkreis,“ gab André Heinrich den mehr als 50 Synodalen und Gästen mit auf den Weg.
All diese Veränderungen wirken sich auch direkt oder indirekt auf die Arbeit in der Kirche aus, Hilfsangebote in Kirchengemeinden werden nun immer wichtiger, um Geflüchteten und von Armut Bedrohten beizustehen. Die sprunghaft gestiegenen Energiekosten, die auf die Kirchengemeinden, den Kirchenkreis und ihre Einrichtungen zukommen, müssen gestemmt werden. Ebenso müssen den in der Pandemie zurückgegangenen Besucherzahlen der Sonntagsgottesdienste neue Angebote entgegengesetzt werden.
Doch es gibt auch positive Entwicklungen, sagte der Superintendent in seinem Bericht. Es haben sich neue Angebote etabliert mit Gottesdienstübertragungen und -aufzeichnungen sowie eigens auf das jeweilige Medium zugeschnittene Formate als gute neue Möglichkeiten, Menschen mit der guten Botschaft zu erreichen.
Auch im Bereich des Klimaschutzes haben sich neue Initiativen wie das Projekt „Klimahelden im Alltag“ entwickelt, Photovoltaikanlagen auf Friedhofskapellen wurden errichtet, Baumpflanzungen vorgenommen. „Soll die Zeitenwende auch eine echte Klimawende umfassen, wird das neben dem Handeln von Staat und Wirtschaft ebenso ein ernsthaftes Engagement seitens großer Institutionen wie unserer Kirche wie jedes und jeder Einzelnen zur Voraussetzung haben“, gibt Heinrich aber zu Bedenken.
Auf der Synode wurde deshalb auch das landeskirchliche Ziel der Klimaneutralität bis 2040 diskutiert. Die Evangelische Kirche von Westfalen strebt eine bilanzielle Klimaneutralität bis 2040 an, die vor allem durch die Verringerung der CO2-Emissionen aus Gebäudebewirtschaftung, Mobilität und Beschaffung erreicht werden soll.
Ein Antrag der Kirchengemeinde Werther beschäftigte die Synode zudem mit der Diversität in Gremien. Die Gemeinde möchte in ihr Presbyterium ein weiteres Mitglied zwischen 75 und 85 berufen, da in vielen Gruppen und Kreisen vornehmlich Ältere anzutreffen sind. Nur mit knapper Mehrheit wurde der Antrag angenommen, nachdem lange darüber diskutiert wurde, ob dies nicht der angestrebten Verjüngung von Presbyterien, die unter anderem durch das neue Jugendteilhabe-Erprobungsgesetz forciert werden soll, entgegensteht.
Auch personelle Veränderungen, die durch den Superintendentenwechsel bedingt sind, wurden bei der Synode beschlossen. In krankheitsbedingter Abwesenheit wurde Pfarrer Jörg Eulenstein zum Scriba-Nachfolger des Superintendenten Dr. André Heinrich gewählt, Pfarrer Dr. Sven Keppler zum Nachfolger der stellvertretenden Assessorin Pfarrerin Birgit Gillmann.
Zudem stimmte die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Halle nun offiziell einem Beitritt des Evangelischen Kirchenkreises Bielefeld zum Kirchenkreisverband der Evangelischen Kirchenkreise Gütersloh, Halle und Paderborn zu, um künftig auf Verwaltungsebene zu kooperieren.