Die 3. Auflage der ökumenischen Veranstaltungsreihe „Haller Musiksommer“ war wieder ein voller Erfolg. Acht Konzerte, die die ganze Bandbreite musikalischer Vielfalt aufzeigten, erfreuten sich bei den Lindenstädtern großer Beliebtheit und waren jedes Mal gut besucht.
Für die Sonntage um 18 Uhr - bei freiem Eintritt abwechselnd in der St. Johanniskirche und der Herz-Jesu-Kirche – hatten Friedemann Engelbert, Kirchenmusikdirektor der evangelischen Kirchengemeinde in Halle, und Markus Stein, Organist der katholischen Kirchengemeinde, ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt. Von Musik des Frühbarock über Gospel, Blues und Panflötenklängen bis hin zu Popmusik, Jazz und Soul wurden verschiedenste Genre bedient.
Das Auftaktkonzert wartete mit Instrumentalmusik des italienischen Frühbarock auf. Hierfür konnte das Aachener Ensemble „arcipelago“ gewonnen werden, das mit historischen Instrumenten überregional Auftritte bestreitet. Auch den Besuchern der Haller Bach-Tage kamen sie sicher bekannt vor. Mit „Tra cielo e terra“ (Zwischen Himmel und Erde) kamen Werke u. a. von Giovanni Girolamo Kapsberger, Dario Castello oder Francesco Turini zu Gehör. Es erklangen sieben Ground-Kompositionen. Mit „ground“ bezeichnet man in der Musik eine kurze, sich ständig wiederholende Bass- oder Harmonieformel, zu der zwei oder mehrere Oberstimmen improvisiert oder komponiert wurden.
In einem weiteren Konzert merkte man den 27 Sängern und Sängerinnen des GAM Chores (Gospel and More) die Freude an, das für den 3. Oktober 2020 angedachte Konzert mit dem Thema „Brücken bauen“ endlich aufführen zu können. Chorleiter Michael Kuhnen dirigierte die stimmgewaltige Gruppe mit Liedern, die zum Frieden passten, durch den Abend. Sollte vor zwei Jahren damit dem Jubiläum 30 Jahre Deutsche Einheit gedacht werden, bekam die Liederauswahl angesichts des Krieges in der Ukraine nun eine andere Bedeutung: „Über sieben Brücken musst du geh’n“, „Wind of Change“, „Imagine“, „Schalom“ oder „In Christ alone“ lauteten die Titel der bekannten Melodien, die Martin Flachmann am E-Piano begleitete. Bei „Give peace a chance“ hielt es niemanden mehr auf den Sitzen, alle klatschten begeistert mit – auch Bürgermeister Thomas Tappe. So brauchte es auch wenig Überredungskunst, beim Kanon „Der Himmel geht über allem auf“, der als Zugabe gesungen wurde, die Zuhörer zum Mitsingen zu bewegen.
Augen zu und träumen. Das konnte man bei irischen Liedern, Bernard Andrés‘ „Petit Suite“ (Thema: Meeresalgen“) oder John Thomas‘ „The ministrel’s adieu“. Mit weiteren Stücken von Donizetti, Bach und Henson-C. gelang es dem Ehepaar Sebastian (Panflöte) und Jana-Maria Pachel (Konzert- und Hakenharfe) aus Bielefeld, die Zuhörer in eine Faszination zu versetzen. Aber auch flottere Weisen wie ein ungarischer Tanz (Czardas) und die Arie des Papageno aus Mozarts „Zauberflöte“ kamen beim Publikum bestens an und sie „erklatschten“ sich eine Zugabe, dem das Ehepaar gern nachkam. Wissenswertes über die Musik aus verschiedenen Epochen und unterschiedlichen Ländern lieferte der Flötist jeweils zwischen den einzelnen Programmpunkten.
Den Musiksommer komplettierten Eeco Rijken Rapp und David Herzel mit „Boogielicious – Blues meets Gospel, „Johnny’s Vocal Band“ und Friedemann Engelbert mit Pop-Musik aus fünf Jahrhunderten, Lutz Krajenski mit „Hammond goes Jazz, Blues & Soul“ sowie das Ensemble Hamburger Ratsmusik mit „Der König tanzt“, bevor mit dem KTG-Trio aus Bielefeld (Olaf Kordes/Flügel, Wolfgang Tetzlaff/Kontrabass, Karl Godejohann/Schlagzeug) das Finale des 3. Haller Musiksommers einen weiteren Höhepunkt verzeichnete. Unter dem Programmtitel „heimlich, still und leise“ bot das Jazztrio originelle Eigenkompositionen und kreative Bearbeitungen bekannter Komponisten. Als Einstieg hatte Olaf Kordes Franz Liszts „Resignazione“ neu arrangiert. Der Pianist, der die einzelnen Programmpunkte kurzweilig erläuterte, versprach nach dem relativen ruhigen Stück mit „Kellys Präludium“ von J. S. Bach/Oscar Peterson (ebenfalls von Kordes arrangiert) augenzwinkernd: „Damit wecken wir Sie jetzt auf!“ Werke von José Feliciano, Stefano Di Battista und Abdullah Ibrahim folgten. Das Publikum dankte mit Standing Ovations, wofür sie in der „Hymn to Freedom“ noch eine Zugabe erhielten. „Für die Menschen aus der Ukraine“, schloss Olaf Kordes diese gut Stunde Hörgenuss ab.
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