Das Presbyterium lässt den inneren Elefanten akustisch heraus, die Konfirmanden verleihen dem Regen ein kleines Plätschern. Mäusequietschen und Taubengurren, das Schaukeln der schippernden Arche und Noahs Grübeln intonieren die mehr 80 Besucher auf der Kirchwiese in Brockhagen.
Das tierische Konzert ist Teil des ersten kreiskirchlichen Schöpfungsgottesdienstes. Superintendent Dr. André Henrich erzählt mit Hilfe der Lautuntermalungen die Geschichte der Arche Noah in einer neuen Version. Bewusst hat er sich gegen eine Bibellesung entschieden, denn in der werden immer wieder alle an Bord der Arche befindlichen Tiere aufgezählt, was den zeitlichen Rahmen sprengen würde.
Aber diese penible Aufzählung, erklärt Heinrich, hat auch eine tiefere Bedeutung: „Gott übersieht kein einziges Tier, kein einziges Geschöpf. Und er hat sie alle, alle lieb“. Und dass, so die Botschaft des Schöpfungsgottesdienstes, den Heinrich gemeinsam mit Pfarrerin Beatrix Eulenstein gestaltete, sollten auch wir Menschen.
Mit Hilfe von zwei Experten wurde der Blick auf unterschätzte oder oft übersehene Geschöpfe gelenkt. Maria Abeck-Brandes von der Lokalen Agenda Umwelt Harsewinkel sprach von ihrer Liebe für die Wiesen-Margerite. Diese sehr alte heimische Pflanze findet man auf Wiesen, Weiden und Säumen, wo sie aber leider in den letzten Jahrzehnten immer weiter zurückgedrängt wurde. Auch in Gärten könnten Margeriten vielerorts auf Rasenflächen, auch im Verbund mit anderen heimischen Pflanzen, insektenfreundliche Kleinode darstellen.
Auf die Insekten lenkte danach Friedrich Wilhelm Brinkmann vom Imkerverein Versmold den Blick. Woll- und Blattschneiderbienen, Mörtel- und Mauerbienen oder auch Pelzbienen ließ er bei einer kurzen Gedankenreise in den Garten des Insektenforschers Jean-Henri Fabre vor den Augen der Besucher herumfliegen.
Im Schöpfungsgottesdienst, der im Rahmen des kreiskirchlichen Projekts „Klimahelden in Alltag“ stattfand, gab es aber noch mehr zu erleben. Gitarristin Evi Buss baute gesanglich eine Arche mit „Noah, bau ein Schiff“ und der Posaunenchor Brockhagen-Harsewinkel sorgte für die richtigen Klänge. Im Anschluss an den Freiluftgottesdienst bot der Helferkreis Harsewinkel den anwesenden Kindern die Gelegenheiten zum Boote bauen und Archen basteln, während die Erwachsenen sich bei Kaffee und Aschure-Suppe unterhielten. Diese traditionelle muslimische Suppe wird aus mindestens sieben Zutaten gekocht und an mindestens sieben Freunde verteilt - dieser Brauch geht auf Noah zurück: Man glaubt, dass er, nachdem die große Sintflut vorüber war und er wieder festen Boden betreten hatte, mit den letzten Resten seiner Vorräte ebendiese Süßspeise zum ersten Mal zubereitete und mit den Überlebenden der Arche als Festmahl verspeiste.