Wenn Ingo Hansen die Höhepunkte seiner über 22-jährigen Arbeit als geschäfts-führender Vorstand des Diakonie im Kirchenkreis Halle e. V. aufzählt, wird deutlich: Alltäg-lich oder selbstverständlich ist für den angehenden Ruheständler keine seiner Aufgaben.
Deswegen fällt es dem gebürtigen Flensburger in diesen von Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Energie- und Klimakrise geprägten herausfordernden Zeiten und angesichts aktueller Projekte auch nicht leicht, in den Ruhestand zu gehen.
„Ich bin dankbar dafür, mit so vielen tollen Menschen, die beseelt sind von Ihrer Arbeit und sie voller Begeisterung und Ideen tun, zusammen arbeiten zu können und gemeinsam so viele Dinge bewegen zu können“, lautet Hansens Resümee.
„Als ich im Jahr 2000 hier nach Halle kam, ein Jahr nach der Gründung des Vereins Diakonie im Kirchenkreis Halle, waren in dieser Anfangszeit noch sehr viele Strukturen zu schaffen und die Diakonie bestand noch aus einer sehr überschaubaren Schar von Mitarbeiter*innen“, erinnert sich Hansen lächelnd. Im Gründungsjahr waren es damals 34 in der ambulanten Pflege tätige hauptamtliche Mitarbeitende, die sich auf die Diakoniestationen Borgholzhausen, Halle, Steinhagen, Versmold und Werther verteilten, dazu kamen insgesamt 20 Mitarbeitende in den Beratungsstellen – der Familien- und Erziehungsberatung, der Schwangerenberatung, der Schuldner- und Insolvenzberatung, der Flüchtlingsberatung, der Familienpflege und der Ambulanten Erziehungshilfe – sowie in der Geschäftsstelle in der Martin-Luther-Straße. Heute zählt der Diakonie im Kirchenkreis Halle e. V. über 500 Mitarbeitende in allen Gemeinden des evangelischen Kirchenkreises Halle.
In allen Bereichen hat sich die Arbeit weiterentwickelt und ausgeweitet, am stärksten in der Pflege: Neben der ambulanten häuslichen Pflege der Diakoniestation wurde 2004 die erste (von inzwischen neun Einrichtungen) von der Diakonie ambulant betreute Wohngemeinschaft für Senioren eröffnet. 2013 ging zudem die erste von zwischenzeitlich fünf Tagespflegen für Senioren an den Start. Auch der ambulante Palliativpflegedienst (der einzige im Ge-biet des Kirchenkreises Halle) wurde 2013 aus der Taufe gehoben.
„Was auch viel Freude gemacht hat, war gemeinsam mit den anderen Trägern im Kreis Gütersloh Verbünde zu schmieden, um für alle eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu erzielen, zum Bespiel den Trägerverbund Jugendhilfe und die AG für Pflege“, sagt Ingo Han-sen. Als seine Aufgabe hat er es stets verstanden, gute Rahmenbedingungen für die fachliche Arbeit zu schaffen und den Weg für die Verwirklichung von guten fachlichen Ideen zu ebnen; bei Verwaltungsaufgaben zu entlasten und dafür zu sorgen, dass sich die Mitarbeitenden in der Pflege und Beratung auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können, sowie da-für zu sorgen, dass möglichst viele der zur Verfügung stehenden Mittel bei den Pflegebedürftigen und Beratungssuchenden ankommen.
„Die letzten zweieinhalb Jahren haben uns alle viel Kraft gekostet: Ich bin stolz, dass wir trotz der Corona-Pandemie sechs neue Projekte umsetzen konnten, aber es hat sich auch gezeigt, wie wichtig der Kontakt mit den Menschen für unsere Arbeit ist und was Kontaktbeschränkungen mit den Menschen machen.“ Die erlebte Solidarität und Einsatzbereitschaft in dieser Zeit erfüllen ihn mit Dankbarkeit ebenso wie das gegenseitige Vertrauen. „Es war eine sehr sinnvolle Tätigkeit und eine sehr verantwortliche“, sagt Hansen.
Ein geeigneter Nachfolger im Vorstand des Diakonie im Kirchenkreis Halle e. V. ist mit dem bisherigen Stellvertreter, Andreas Riedel, bereits gefunden. Seit über drei Jahren arbeitet der 33-Jährige in Halle, wo er von 2014 bis 2016 schon einmal als Controller beim Diakonie e. V. tätig war. Der studierte Betriebswirt hat sich Schritt für Schritt auf die neue Aufgabe vorbereitet und konnte dabei auf die Erfahrung von Ingo Hansen zurückgreifen. Gleichwohl möchte Riedel auch eigene Wege gehen, unter anderem wird die bereits begonnene Verschlankung und Modernisierung der Buchhaltung und IT ein Schwerpunkt sein. „Ich möchte die technischen Möglichkeiten mehr nutzen und kollegial mit den Menschen für die Menschen, unsere Kunden und Betroffenen, die bestmögliche Dienstleistung bieten“, sagt Andreas Riedel. Angesichts des Fachkräftemangels will er zudem neue Konzepte entwickeln, um Personal zu binden, sich als Träger auch in sozialen Medien breiter aufstellen und tat-kräftig in den Markt gehen, um neue Mitarbeitende zu finden.